Reviews

Utopien für Realisten by Rutger Bregman

hannasandmann's review

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informative medium-paced

1.0

Die Utopien, die in diesem Buch vorgestellt werden, klingen wunderbar. Vielleicht ist es auch gut, Leuten wie Christian Lindner vorzurechnen, warum es billiger ist, Obdachlose von der Straße zu holen, anstatt sie dort zu lassen, aber für meine Begriffe ist die Utopie das Gute Leben für alle umzusetzen, einfach weil es richtig ist und nicht weil es billiger ist. Eine Welt, in der die Grenzen offen sind, weil dann mehr billige Arbeitskräfte ins „Land des Überflusses“ kommen können, ist für mich keine Utopie. 

Ja, die linke Bewegung muss man an vielen Stellen kritisieren, aber die Antwort kann nicht sein sie fallen zu lassen und dem Kapitalismus die Bahn frei zu machen. Wir sehen doch wohin uns das gebracht hat: In eine Welt, die den vorgeschlagenen Utopien konkret im Weg steht: Während rechte Parteien überall erstarken, weil Kapitalisten Verteilungskämpfe zwischen Geflüchteten und Bürgergeldempfänger:innen schüren, ist es eine schlechte Idee die Grenzen zu öffnen und Menschen, die ein besseres Leben suchen in den rechten Mob laufen zu lassen. 

Der wichtigste Punkt fehlt in diesem Buch: Wie erreichen wir Utopia? Und wir bekommen keine Antwort darauf, denn im ungebremsten Kapitalismus sind und bleiben die vorgestellten Utopien eben genau das: Utopien. Und der Autor hat kein Interesse daran, das System zu ändern. 

Das System, dass der Autor als Heilsbringer beschreibt, ist der Grund warum diese Utopien nie Realität werden können. Das Haus ist auf Sand gebaut und dieses Buch dreht sich im Kreis. 

jmort's review against another edition

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hopeful informative inspiring fast-paced

3.0

skrufus's review against another edition

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4.0

Fifteen hour workweek, universal basic income, and open borders... and lots of advice to the progressive liberals on how to walk towards an alternative world, a utopia.

Commendable that such a small book packs so much ~ detailed review to (hopefully) follow once this book's sunk in.

bysarahalexander's review against another edition

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hopeful informative inspiring reflective fast-paced

5.0

clo79's review against another edition

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informative inspiring reflective medium-paced

4.0

xceline97's review against another edition

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hopeful informative medium-paced

2.25

shelvesofcarys's review against another edition

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4.0

I read the first two thirds of this book during lockdown in 2020; I’m not too sure why I never finished it. I sat and read the rest tonight, and it gave me hope ✨.

newcombe74's review against another edition

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informative fast-paced

2.0

queen_in_yellow's review

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informative inspiring medium-paced

2.5

Schon eine seltsam anmutende Mischung, die uns Rutger Bregman hier präsentiert. Insgesamt wirkt das Buch auf mich, wie ein zu Papier gewordener Minister, wahlweise der Grünen oder der SPD, der einem in einem Moment existenzieller Angst angesichts der aktuellen Weltlage, beruhigend ins Ohr flüstert: "Hey, wie wärs mit Umverteilung? Und weniger Arbeiten? Und Vermögenssteuer? Und Grundeinkommen? Klingt gut, oder? Aber keine Angst, du darfst natürlich trotzdem weiter deinen Verbrenner fahren und nach Herzenslust konsumieren und generell von unbegrenztem Wachstum profitieren. Das geht! Und du musst nur ganz doll dran glauben!"

Und ja, das ist eine sehr vereinfachte Zusammenfassung, also von vorne:

Bregman stellt die These auf, dass wir als Menschen die Fähigkeit verloren haben, an Utopien zu glauben, ergo sind wir dazu verdammt, in unseren aktuellen Umständen zu stagnieren und perspektivisch an Zufriedenheit zu verlieren, statt zu gewinnen, und das obwohl uns doch technologischer und wirtschaftlicher Fortschritt in den letzten 200 Jahren Wohlstand und Zufriedenheit gebracht haben. Er bricht also in diesem Buch eine Lanze für radikale Forderungen wie eine 15-Stunden-Woche, ein bedingungsloses Grundeinkommen, offene Grenzen und - le gasp - höhere Vermögenssteuern und Vermögensumverteilung. Das macht er durchaus faktenbasiert und verweist auf viele Studien, die seine Thesen untermauern. Weil er Historiker ist, geht es viel um die Vergangenheit und was man aus ihr für Lehren ableiten kann,  und weniger um Wirtschaftstheorie und die Umsetzbarkeit der Ideen an sich. Das ist auch okay, denn der erklärte Ansatz des Buches ist ja, überhaupt erstmal zum Nachdenken über diese Ideen, die einem Christian Lindner ja durchaus schlaflose Nächte bescheren können, anzuregen und aufzuzeigen, dass sie vielleicht gar nicht so abwegig sind, wie man uns gern glauben lassen möchte. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Richard Nixon während seiner Amtszeit mal kurz davor war, ein bedingungsloses Grundeinkommen in den USA einzuführen. Und das als Republikaner! Angesichts der aktuellen Lage hinter dem großen Teich, kann man das durchaus als Utopie ansehen. 

An der Stelle muss man aber auch anmerken, dass das Buch vor 2020 verfasst wurde, und das merkt man ihm zum Teil schon an. Manche Aussagen wie "Krieg ist auf dem Rückzug" oder "Die Impfbereitschaft steigt kontinuierlich" würde man heute wohl nicht mehr so unterschreiben. Erschreckend, wie sehr sich die Weltlage innerhalb weniger Jahre dann doch zuspitzen kann. Das sollte man beim Lesen auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, alles basiert auf Annahmen, die in einer Welt vor einer globalen Pandemie und ihrer Auswirkungen, sowie mehreren eskalierenden Konflikten und der damit einhergehenden größten Fluchtbewegung seit dem 2. Weltkrieg, getroffen wurden.

Bregman benennt die Probleme korrekt: Mangelnde Umverteilung, Konzentration von Vermögen, Klimakrise, you name it. Eigentlich alles drin. Leider bleibt er dann seltsam unkonkret, wenn es darum geht, den Schuldigen zu benennen: Nämlich den Kapitalismus in seiner aktuellen, unregulierten, alles dominierenden Form. Stattdessen taucht der Kapitalismus als Heilsbringer auf, der den Wohlstand auf der Welt in den letzten 200 Jahren erhöht und für viele Innovationen und Erfindungen gesorgt hat. Und das stimmt ja auch (in Teilen), nur sind wir halt an einem Punkt angekommen, wo das Versprechen von Aufstieg durch harte Arbeit und ein stetiger Zugewinn an Lebensqualität für sehr viele Menschen auf dieser Erde einfach nicht mehr zutrifft. Bei Bregman ist es aber nicht das System an sich, das die Probleme verursacht, sondern halt die Banker, die sich die Taschen vollstopfen, oder die Bürokratie, die so viel kostet, usw. Und damit lenkt er sehr geschickt die Schuld auf einzelne Teile des Systems und einzelne Individuen ab, anstatt klar zu sagen, dass das System das Problem ist. 

Seine Utopien widersprechen sich einfach zum Teil eklatant mit der aktuellen vorherrschenden Realität. (Und das obwohl es doch "Utopien für Realisten" sein sollen.) Er plädiert für offene Grenzen und rechnet uns vor, wie sehr sich das wirtschaftlich lohnen würde, blendet dabei aber komplett aus, dass der Kapitalismus an sich die Menschen in Verteilungskämpfe zwingt, was Vorbehalte gegenüber Einwander:innen begünstigt und man das Problem erst mal beheben müsste, bevor man das gesellschaftliche Risiko komplett offener Grenzen eingeht. Rassismus wird übrigens gar nicht thematisiert in dem Buch, was daran liegen könnte, dass Bregman ein weißer, männlicher Niederländer ist, der vermutlich äußerst selten bis nie nach seinem Pass oder seinem Herkunftsland gefragt wird. Genauso finden Positionen von Frauen* oder anderen marginalisierten Personen kaum Raum, es wird einfach davon ausgegangen, dass die Utopien dann schon auch für alle gleich gelten.

Diese Widersprüche wundern einen spätestens dann nicht mehr, wenn sich der Autor in einem der letzten Kapitel als Fan von Hayek und Friedman, den Begründern des Neoliberalismus, outet. In einem fast schon unangenehm idolisierend zu lesenden Textabschnitt erzählt er von den beiden Männern, die die "Utopie des freien Marktes" in einer "Welt voller Sozialisten" zum Sieg geführt haben. 
Gleichzeitig spart er nicht mit Kritik an linken Bewegungen und das nicht einmal zu Unrecht, denn die Punkte die er da anspricht sind durchaus valide. Leider spricht er dann die ganze Zeit von "Underdog-Sozialisten", ohne so richtig zu definieren, was "Sozialismus" für ihn eigentlich genau bedeutet. Er bezieht sich sehr oft auf die USA in dem Buch, und die haben ja eine eher, äh, "interessante" Interpretation von Sozialismus. ("Was? Du willst eine gesetzliche Krankenversicherung? Geh sterben, Kommunist!!") 
Und dann bezieht er sich auch noch an mehreren Stellen auf Marx und Engels, was das Ganze noch absurder macht. Ich denke, Marx hätte das Buch zu Recht als "Opium für das Volk" bezeichnet. ("Uff, endlich erzählt mir jetzt mal ein weißer europäischer Mann, dass das ja gar nicht so schlimm ist mit dem Kapitalismus, puh!")

Und was dann eben auch fehlt, sind konkrete Anregungen für den Einzelnen. Was kann ich denn jetzt dafür tun, dass diese Utopien wahr werden? Einfach nur fest dran glauben wird's ja wohl kaum reißen. Womit wir wieder am Anfang dieser Review wären. Jemand erzählt mir, was alles möglich wäre. Und ich will jetzt aber schon gern wissen, wie ich dazu beitragen kann. Bei welchen Parteien sollte ich mein Kreuz machen? Sollte ich einer Gewerkschaft beitreten? Bringt soziales Engagement was? Oder bleibt Bregman bei diesen konkreten Fragen stumm, weil die Wahrheit sich nicht gut in seiner neoliberalen Märchenerzählung machen würde? 

15-Stunden-Woche, Grundeinkommen, offene Grenzen. Utopien? Ja. Radikal? Definitiv. Aber die eine Utopie, die ihnen allen zugrunde liegt, bleibt Bregman uns schuldig: Die Überwindung des kapitalistischen Systems.



justinmorlock's review against another edition

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4.0

Clear, accessible, compelling, essential reading. I think the world would be a drastically better place if more people had read this book, even if it is fairly introductory to these concepts and spends more time than necessary trying to admire Milton Friedman... (yuck!)