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Wie Ein Wolf by Torill Thorstad Hauger

aramsamsam's review

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5.0

"Wie ein Wolf" war anders als die anderen Jugendbücher, die ich kannte. Ich bin mit Geschichten aufgewachsen, die entweder 'aus dem Leben gegriffen' oder vollkommen erfunden waren, aber hier kollidieren diese beiden Welten zu einer leicht paranormalen Geschichte, die aber Figuren beinhaltet wie aus "Die wunderbare Welt der Amélie".

Die ersten Sätze:
Der Wind flüsterte seinen Namen. Er blieb stehen und lauschte.
"Robin", sang es zwischen den Bergen. Es wurde lauter. "Robin, Robin, Robin ..."

Als Robin von der Werwolflegende erfährt, ist er fasziniert. Zumal er selbst eine Art Ausgestoßener ist. Mit seinen Eltern versteht er sich nicht recht, und Freunde hat er auch keine. Robin ist keiner von den coolen Jungs, er ist nachdenklich - und verliebt in Iselin, die er aber nur vom Sehen kennt. Mit der Zeit bemerkt er Veränderungen an sich und glaubt, selbst zum Werwolf zu werden.
Iselin verbindet Robin mit der zweiten Hauptfigur des Buches: Inga, eine alte Frau, die ihren Mann vor viel zu vielen Jahren an die See verloren hat und selbst eher wie ein junges Mädchen ist, wie die stille Iselin, die nun über ihr wohnt und Klavier spielt, als wie eine verschrumpelte Witwe. Mit der Zeit freundet sie sich mit dem Mädchen an.

Dieser Roman ist von 1992 und 1995 aus dem Norwegischen ins Deutsche übersetzt worden ("Vorulven og Iselin" ist der Originaltitel - Werwolf und Iselin, glaube ich).
Die Figuren haben schöne norwegische Namen und einen etwas anderen Alltag als das, was ich mit 12 so von der Welt kannte. Auch erfährt man durch Ingas Erinnerungen viel von ihrer Jugend, also auch aus der Vergangenheit. Die drei Geschichten werden mitfühlend erzählt, alles ist ganz zart und einzigartig. So, als hätte noch nie vorher jemand seinen Partner früh verloren, oder als sei keiner jemals von seinen Eltern missverstanden worden. Perfektes Lesematerial für den in sich ruhenden Teenie also.
Ein wunderbares Buch, dass ich für Kinder ab 11 oder 12 Jahren empfehle, also wenn sie selbst in das Alter kommen, in dem man sich von den Eltern isoliert. Aber auch den jung gebliebenen Träumern möchte ich diesen Schatz ans Herz legen. Wenn ihr "Wie ein Wolf" irgendwann einmal, vielleicht auf einem Flohmarkt oder auf einem verstaubten Dachboden, findet, dann schenkt ihm ein bisschen Liebe und schlagt es auf. Dann erfahrt ihr auch, wie die drei, Robin, Iselin, Inga, sich finden.
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