Reviews

Die Nähe verlieren by Dragoslava Barzut

herrrrmann's review

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challenging emotional mysterious tense medium-paced
  • Plot- or character-driven? Plot
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? N/A

3.25

In der ersten Hälfte haben mich die schnellen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sehr verwirrt, ich bin nicht wirklich mitgekommen und auch die Inhalte waren dadurch für mich schwer greifbar.
In der zweiten Hälfte ca. hat sich das geändert, dadurch konnte ich dann doch auch eine Beziehung zu den Charakteren und der Geschichte aufbauen.

patroclusbro's review

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4.0

All das erzähle ich, um nicht darüber nachdenken zu müssen, was bei Dolores passiert ist, wo sie steckt und warum sie sich nicht meldet. Was ist nur los bei ihr? Ich betrachte das einzigartige Dächer-Ensemble, den Sonnenaufgang. Ich denke weiterhin an den Krieg, über den ich nach dem Lesen der Briefe ein bisschen mehr weiß. [...] Ich bin immer noch in der Küche, es ist nicht August, es ist Oktober. Die Sonne sinkt und scheint jetzt in die Küche, sie erhellt den Qualm in mir.

Die Nähe verlieren erzählt verwinkelt, immer wieder plötzlich um Ecken biegend, von lesbischem Leben in Belgrad, einer Kindheit im Krieg, von Fußball, einer bröckelnden Liebesbeziehung und einem Kriminalfall, vom Grenzen suchen und Entgrenzung finden. Ohne Rücksicht auf die vierte Wand verschwimmen Figuren, erzählte Zeiten und Geschichten: ein Abtasten, das nicht zu verstehen, sondern nur zu erleben ist und seine Wucht auf den letzten Seiten entfaltet.

Der Roman - fast eine Novelle - erscheint mir, gerade im Jahr, in dem die Europride in Belgrad auf solchen Widerstand stieß, sehr aktuell. Ich freue mich, dass die Geschichte den Weg auf den deutschen Buchmarkt gefunden hat, noch dazu im w_orten & meer Verlag.

Teilweise bin ich aber über die geschlechtergerechte Wortwahl gestolpert: Mal war von Nachbar*innen, mal von Nachba*rinnen die Rede, von Fünftkläss*lerinnen, Partisan*innen und Komissa*rinnen. Kam mir weniger wie eine künstlerische Entscheidung der Übersetzerin vor, und mehr wie sprachliche Unregelmäßigkeiten vor; leider.
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