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Ravna - Tod in der Arktis by Elisabeth Herrmann

oneofthefoxes's review

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4.0

Vorbemerkung:
​Ich habe schon auch ein gewisses Problem damit, das die Autorin die Geschichte der Samen so stark in den Mittelpunkt stellt. Und zwar deshalb, weil sie eben keine Samin ist. Es ist immer so eine Sache wer wessen Geschichte erzählen sollte und ich finde es nach wie vor sehr schade, das wohl auch so wenig samische Autor*innen überhaupt veröffentlicht und dann auch noch ins deutsche Übersetzt werden. ​

Meine Meinung:
Ich lese Elisabeth Herrmanns Thriller die eher an ältere Teenager, junge Erwachsene richtet, total gerne (aber so ein richtiger Jugendthriller es meiner Meinung nach nicht). Dann las ich die Inhaltsangabe von Ravna und joa, da hatte sie mich dann mal wieder. Keine Ahnung woher das kommt, aber mein Interesse an Samischer Geschichte ist sehr hoch und ich lese einfach gerne von dieser Thematik. Und diese spielt im Hintergrund auch eine wichtige Rolle.

Der Thriller hat dann auch alles, was ich mir erhofft hatte eingehalten. Ravna ist einfach cool und ich mochte sie sofort, ihr neuer Chef Thor ist zwar eigentlich ein ziemliches Klischee, denn Figuren mit tragischem Schicksal findet man ja gerade in nordischen Thrillern extrem häufig. Aber ich finde das die Autorin es geschafft hat, das auch ein klein wenig zu entstauben, ich mochte wie er und Ravna miteinander interagierten. Es hat einfach total Spaß gemacht, wie die junge Samin im die Stirn bietet und der Schlagabtausch zwischen den beiden war super.^^ Auch wenn ich zugebe, das Ravna dafür dass sie nur eine Praktikantin ist, schon sehr vieles machen darf, was eher unrealistisch ist. Und auch das Ravna gleich zur Superspürnase mutiert war etwas überzogen. Ehrlicherweise hat mich das hier aber nicht so sonderlich gestört. Ich denke es kommt ja auch immer darauf an, wie eine Figur dann im gesamten erzählt wird.

Der Mordfall war meiner Meinung nach gut konstruiert und die Lösung auch sehr schlüssig und nicht an den Haaren herbeigezogen. Im Grunde war der Mord sogar eine ziemlich logische Folgerung, zumindest wenn man in der Denkweise der Person bleibt, die ihn verübt hat. Mir hat dabei besonders gefallen, das es nicht nur glaubwürdige Verdächtige gab sondern auch, dass man bei genauem Lesen durchaus auch darauf kommen konnte, wer wirklich dahinter steckt. Ich finde es manchmal sehr nervig, wenn man am Ende einen Mörder präsentiert bekommt, auf den man gar nicht kommen konnte, weil er oder sie z.B. fast gar keine Rolle in der bisherigen Handlung spielten.

Wenn Herrmann eines gut kann, dann ist es das schaffen von Atmosphäre. Ich hatte so sehr das Gefühl mit Ravna in Norwegen zu sein und die kurzen Tage mit zu erleben. Den harten Winter mit all seinen Tücken, aber auch die kleine Polizeistation, die Menschen und überhaupt den ganzen Ort kennen zu lernen.

Es war schon sehr interessant, wie eigentlich Ermittlungen ablaufen können, wenn es nicht richtig hell wird. Überhaupt war ich ganz und gar in der Handlung gefangen, das war einfach ein toller Schmöker zum schön darin versinken. Das Ganze soll wohl eine Reihe werden und ich freue mich tatsächlich auch darauf, mit Ravna noch weitere Fälle zu ermitteln. Klar Empfehlung meinerseits! 
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