A review by muyelinh
Der Glanz des Mondes by Lian Hearn

adventurous dark tense medium-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.25

Der dritte Band der Reihe ist bisher mein Liebster. Das liegt vor allem daran, dass es hier, nach langem Vorlauf, endlich richtig zur Sache geht. Unser Protagonist Takeo ficht Schlachten aus, um aus dem Schatten des Untergrundes zu kommen und sein Erbe anzutreten. Gleichzeitig existiert nach wie vor die Bedrohung durch die Mörder des Stammes, die für einige spannende Szenen sorgt.

Langsam, aber stetig schaukeln sich die Einsätze der Beteiligten hoch. Charaktere kommen zu Tode. Und an dem Punkt, an dem Takeo auf die Piratenfamilie der Terada (absolutes Highlight der Reihe) trifft, war ich soweit, dass ich mit Takeo und Kaede mitfieberte. An diesem Punkt habe ich überlegt, dem Roman die volle Punktzahl zu geben, wenn das Ende vernünftig über die Bühne gebracht wird. Nun, nach Ende der Lektüre, muss ich doch ein paar Abstriche machen.

Die Kapitel waren mir ein bisschen zu lang - 440 Seiten auf 11 Kapitel - und das Pacing war etwas inkonsistent. Auf der einen Seite Takeos Perspektive, bei der es Schlag auf Schlag geht und innerhalb von ein paar Sätzen umwälzende Änderungen geformt werden. Und dann die Perspektiven von Kaede und Shizuka, in denen häufig Zustände, die schon länger so bestanden, wieder und wieder wiederholt wurden. Dass auf diesem Wege keine bahnbrechende Charakterentwicklung möglich ist, ist klar.

Auch bei den Antagonisten wurde letztendlich einiges an Potenzial liegen gelassen. In den ersten beiden Bänden waren sowohl Arai als auch die beiden Otorifürsten nahezu ausgeblendet. Das ist zu wenig für überzeugende Antagonisten. Wie soll ich Gegner fürchten, die nie auftreten, über die immer nur gesprochen wird und die ihre Arbeit Attentätern oder niemandem überlassen?

Gerade Arai konnte nie auch nur ansatzweise die Bedrohlichkeit von Iida Sadamu erreichen. Weil er danach praktisch gar nicht mehr auftrat, blieb er für mich bis zu 3/4 dieses Buches immer noch eher der Mann, der Kaede bei den Noguchi gerettet hat und nicht der machtgierige Unhold, der die ganzen drei Länder an sich reißen will. Deswegen fand ich es auch so merkwürdig, dass er wegen der Heirat der Protagonisten wütend ist und Fujiwara unterstützt. Arai kennt Kaede doch. Sollte er hier nicht etwas abwägender agieren. Es wird zwar gesagt, dass Fujiwara Beziehungen zum Kaiserhof hat, aber er ist ein verkackter Exilant. Als ob sich der mächtigste Fürst der ganzen Region von so jemandem etwas sagen lässt.

Die Otorifürsten haben noch weniger Profil. Eigentlich werden sie nur ganz am Rande erwähnt.
Und dementsprechend ist auch das Ende. Halbe Seite Kampf, tot. Und bei Arai ist das noch antiklimaktischer. Bumm - Tot.


Nichtsdestotrotz war das ein zwar etwas gehetzter Abschluss, aber insgesamt eine spannende Lektüre. Mal schauen, was das Sequel noch bringt - wobei ich sagen muss, dass, sollte die Prophezeiung eintreffen, deren Existenz total unnötig war und nur vorab den Leser spoilert.