A review by marleysclassics
Lebens-Ansichten des Katers Murr by E.T.A. Hoffmann

adventurous challenging funny inspiring mysterious medium-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.5

Der Roman hat mich unterhalten und er hat mich verwirrt. Vor dem Lesen wusste ich weder über das Buch noch über den Autor sonderlich viel und trotzdem konnten mich der (teils ans Ironisch-Sarkastische grenzende) poetisch-ausgeschmückte Schreibstil, die teils sympathischen, teils höchst unsympathischen, aber allgesamt witzig gestalteten Figuren, sowie die durchaus spannende Handlung - trotz, zugegebenermaßen, dem ein oder anderen motivationstechnischen Durchhänger im Mittelteil - packen. Diese Durchhänger hatten ihren Ursprung wohl in erster Linie darin, dass der Kater Murr - wohl bekannter Weise - definitiv nicht klar und übersichtlich konzipiert ist. Da sind zum einen die zahlreichen Referenzen auf Personen und Werke, die ich als a) nicht Leser*in des frühen 19. Jahrhunderts und b) nicht genauestens mit der europäischen Kunst, Musik, Literatur und Geschichte der letzten 2000 Jahre bekannte Person leider meist nicht verstanden (oder überhaupt erkannt) habe. Und da ist natürlich die Form, die Tatsache, dass der Kater Murr eine Zusammenstückelung aus der Biographie des höchst gebildeten Katers und der sehr fragmentarischen, zeitlich und örtlich durcheinandergewürfelten Lebensgeschichte des Kapellmeisters Kreisler (den man im Übrigen scheinbar schon aus den Fantasiestücken Hoffmanns kennen könnte/sollte, ups) ist. 
Aufgrund all dieser (Ver-)Wirrungen und der Tatsache, dass mich dieser Roman zwar unterhalten hat, ich ihn aber sicherlich nicht gänzlich verstanden habe (kann man das überhaupt?) oder dazu in der Lage wäre, ihn tatsächlich zu analysieren und zu interpretieren, bin ich sehr glücklich darüber, diese Ausgabe des Werks gelesen zu haben. Das Nachwort, das sich unter anderem mit den Hintergründen der ungewöhnlichen Struktur, dem Humorbegriff, dem Autor und vielen weiteren spannenden Punkten in ein paar Seiten auseinandersetzt, hat mich nämlich - so dämlich das auch klingen mag - unglaublich gepackt. Es hat das Buch zufriedenstellend abgeschlossen (auch wenn ich es natürlich immer noch nicht so ganz verstanden habe, aber vielleicht ist das nicht zwingend das Ziel) und mein Interesse daran und an weiteren Werken Hoffmanns umso mehr geweckt.