A review by travelartandbookblogger
Der Tag der Eule by Leonardo Sciascia

4.0

Der Tage der Eule von Leonardo Sciascia erzählt die Geschichte eines Verbrechens, das vor aller Augen passierte und von dem zunächst dennoch niemand etwas mitbekommen zu haben behauptet. Ort des Geschehens - Sizilien, Motiv - unbekannt, Verdächtig - Mafia?

Daran glaubt zumindest der ermittelnde Hauptmann Bellodi, ursprünglich aus Norditalien stammend, felsenfest. Durch Geschick und raffinierte Arbeit gelingt es ihm, rasch die richtigen Puzzleteile zusammenzufügen und die Verantwortlichen dingfest zu machen. Allerdings wäre es kein authentischer Roman, wenn es dabei bliebe, denn letztenendes hat die Mafia - in Anlehnung an die Realität - ihre Finger überall.

Sehr interessant war für mich die Tatsache, dass so genannte „Verbrechen aus Leidenschaft“ weniger hart bestraft wurden und dass dieser Deckmantel sowohl der Politik als auch der Mafia in die Karten spielt - das ist schändlicherweise heute ja immer noch so, dass Gewaltverbrechen innerhalb einer (Ex-)Beziehung vor Gericht weniger schlimm als „richtige“ Morde angesehen werden.

Spannend finde ich auch die dialektalen Unterschiede von Nord- und Süditalien, und dass es scheinbar teilweise so ist, dass man sich ohne Dolmetscher gar nicht verständigen kann (ich kann leider gar kein Italienisch).

Was mich ein wenig stutzig gemacht hat:
warum gibt man der Polizei/den Carabinieri überhaupt Auskunft, wenn man doch weiß, dass das das Todesurteil sein kann..? Sehr gut gefallen hat mir allerdings, dass Geistliche eben nicht zwangsweise bessere Menschen sein müssen, auch wenn sie sich zuweilen gerne dafür halten.