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A review by ordinarilybi
Prosperity by Alexis Hall
4.0
Diversity-Check: Lasst mich mal sehen … der Protagonist ist bisexuell und Schwarz, zwei wichtige Nebencharaktere sind schwul oder bi/pan (nix Genaues wissmer nich), eine andere Figur entweder lesbisch oder bi/pan, und dann wäre da auch noch Byron Kae als nicht-binäre Person (welche eine chinesische Mutter hatte). Und einen in Regenbogenfarben schillernden Mantel gibt es auch.
Zum Buch:
Lange nichts mehr zum Lachen gehabt? Ich hätte da eventuell was für euch – “Prosperity” von Alexis Hall gehört zwar nicht gerade zur Sparte Comedy, trotzdem hat es mich so manches Mal vor Lachen fast vom Bett gerollt. Der Grund dafür ist vor allem Piccadilly, ein liebreizender Tunichtgut, der – wenn schon nichts anderes – ein recht loses Mundwerk hat. Das gepaart mit seinem (zumindest im Buch) ganz eigenen Dialekt, ergibt ein sehr charmantes Paket zusätzlich zur auch sonst einnehmenden Geschichte.
Dabei kann nicht mal behauptet werden, dass die Charaktere grundsätzlich sympathische Personen wären – mal abgesehen von Byron Kae vielleicht (Pronomen von hier an ist ‘xier’ als genderneutrale Variante). Xier ist einfach ein herzensguter Mensch, was sich in so ziemlich allem zeigt, was xier macht – jeder einzelne andere Charaktere findet bei Byron Kae ein offenes Ohr und Hilfe, während xier mit sich selbst zu hadern scheint (nicht wegen xies Genders, übrigens). Xier ist so ein bisschen der Ruhepol der Geschichte, und das ist bei den anderen Charakteren auch bitter nötig.
Piccadilly mag charmant sein, ist aber auch nicht immer ohne, wenn ich mir manche Szenen so angucke. Die Sexszenen, um genau zu sein. Da hätten wir einmal Voyeurismus, und ein anderes Mal ist er nicht so recht bereit, ein Nein gleich als solches hinzunehmen. Das sind freilich Dämpfer beim sonst so positiven Bild; aber was heißt positiv, sein Geld verdient er meist auf unehrliche Art und Weise, auch wenn er harte Arbeit nicht zwangsläufig scheut. Dazu gehört auch seine größte Aufgabe wohl bisher: lesen lernen, einhergehend mit wunderbar amüsanten Kommentaren über die furchtbar komplizierte Ausdrucksweise einiger Leute.
Die anderen Nebencharaktere sind da ähnlich: Ruben Crowe, Piccadillys love interest, scheint erst mal ein herzensguter Mensch zu sein, ein bisschen langweilig fast, der nur mit seiner Religion immer wieder hadert – und sich seiner Gefühle für einen durchweg schlechten Menschen nicht ganz verwehren kann. Und ja, richtig gehört, der love interest des Hauptcharakters hat auch was für wen anderes übrig. Das mit der Liebe verläuft hier nicht so geradlinig wie sonst, ist aber auch kein klischeehaft-langweiliges Liebesdreieck.
Der schlechte Mensch ist derweil Milord, an dem ich wirklich kein gutes Fünkchen lassen kann, und trotzdem mag ich ihn. Er ist gemein und hinterhältig, und oft ein bisschen feige, aber seine fiese Art hat was. Etwas blass dagegen bleibt leider Miss Grey, die Navigatorin von Byron Kaes Crew, die Drogen nehmen muss, um ihren Job zu erledigen. Die Auftritte, die sie hat, sind klasse, aber ein bisschen mehr hätte zu ihr ruhig kommen können.
Die Charaktere sind auch so ziemlich das Herzstück des Romans, zum Glück. Denn einen roten Faden … nun, es gibt ihn, aber auch nicht so richtig, was aber auch nichts weiter macht. Die Entwicklung der Charaktere ist lesenswert genug! Abgesehen davon ist das Buch für seine Kürze doch recht voll. Luftschiffe sind immer super, Städte in der Luft erst recht, und wenn dann auch noch Kraken im Himmel rumkriechen und Schiffe attackieren, macht das ganz besonders Spaß. Ein Pseudozombie taucht auch auf, und ohnehin ist es alles manchmal ein bisschen viel. Da liest du gerade noch an einer Szene und sie geht so plötzlich zur nächsten über, dass du die Stelle nochmals lesen musst, um zu wissen, was gerade eigentlich passiert ist. (Woher auf einmal eine wandelnde Leiche kommt, zum Beispiel.) Der Vorteil: Es bleibt die ganze Zeit über äußerst spannend.
Was dagegen recht ausführlich abgehandelt wird, sind die Sexszenen. Es sind nur zwei, aber die nehmen ordentlich Platz ein. Was nicht weiter verwunderlich ist, wenn mensch den Verlag bedenkt.
“Carpe fucking diem”, um Piccadilly mal zu zitieren, holt euch das Buch. Möglichst jetzt. Also, sofort. Kann bei akutem Lesetief helfen (wie hier geschehen) und bietet ordentlich Lachmaterial, nicht zu vergessen eine spannende Geschichte, die irgendwie aufhört, wenn’s am schönsten wird. Piccadillys Art zu erzählen wird euch verzaubern (außer ihr seid Sprachpurist_innen und habt was gegen angeblich schlechtes Englisch, denkt euch hier bitte böse Blicke der Linguist_innen dieser Welt), auch wenn es vielleicht ein paar Seiten braucht, um sich daran zu gewöhnen. Und wenn er nicht reicht, ist es spätestens mit dem Auftreten der weiteren Charaktere dahin, die zusammen ein äußerst dynamisches Ensemble ergeben.
Zum Buch:
Lange nichts mehr zum Lachen gehabt? Ich hätte da eventuell was für euch – “Prosperity” von Alexis Hall gehört zwar nicht gerade zur Sparte Comedy, trotzdem hat es mich so manches Mal vor Lachen fast vom Bett gerollt. Der Grund dafür ist vor allem Piccadilly, ein liebreizender Tunichtgut, der – wenn schon nichts anderes – ein recht loses Mundwerk hat. Das gepaart mit seinem (zumindest im Buch) ganz eigenen Dialekt, ergibt ein sehr charmantes Paket zusätzlich zur auch sonst einnehmenden Geschichte.
Dabei kann nicht mal behauptet werden, dass die Charaktere grundsätzlich sympathische Personen wären – mal abgesehen von Byron Kae vielleicht (Pronomen von hier an ist ‘xier’ als genderneutrale Variante). Xier ist einfach ein herzensguter Mensch, was sich in so ziemlich allem zeigt, was xier macht – jeder einzelne andere Charaktere findet bei Byron Kae ein offenes Ohr und Hilfe, während xier mit sich selbst zu hadern scheint (nicht wegen xies Genders, übrigens). Xier ist so ein bisschen der Ruhepol der Geschichte, und das ist bei den anderen Charakteren auch bitter nötig.
Piccadilly mag charmant sein, ist aber auch nicht immer ohne, wenn ich mir manche Szenen so angucke. Die Sexszenen, um genau zu sein. Da hätten wir einmal Voyeurismus, und ein anderes Mal ist er nicht so recht bereit, ein Nein gleich als solches hinzunehmen. Das sind freilich Dämpfer beim sonst so positiven Bild; aber was heißt positiv, sein Geld verdient er meist auf unehrliche Art und Weise, auch wenn er harte Arbeit nicht zwangsläufig scheut. Dazu gehört auch seine größte Aufgabe wohl bisher: lesen lernen, einhergehend mit wunderbar amüsanten Kommentaren über die furchtbar komplizierte Ausdrucksweise einiger Leute.
Die anderen Nebencharaktere sind da ähnlich: Ruben Crowe, Piccadillys love interest, scheint erst mal ein herzensguter Mensch zu sein, ein bisschen langweilig fast, der nur mit seiner Religion immer wieder hadert – und sich seiner Gefühle für einen durchweg schlechten Menschen nicht ganz verwehren kann. Und ja, richtig gehört, der love interest des Hauptcharakters hat auch was für wen anderes übrig. Das mit der Liebe verläuft hier nicht so geradlinig wie sonst, ist aber auch kein klischeehaft-langweiliges Liebesdreieck.
Der schlechte Mensch ist derweil Milord, an dem ich wirklich kein gutes Fünkchen lassen kann, und trotzdem mag ich ihn. Er ist gemein und hinterhältig, und oft ein bisschen feige, aber seine fiese Art hat was. Etwas blass dagegen bleibt leider Miss Grey, die Navigatorin von Byron Kaes Crew, die Drogen nehmen muss, um ihren Job zu erledigen. Die Auftritte, die sie hat, sind klasse, aber ein bisschen mehr hätte zu ihr ruhig kommen können.
Die Charaktere sind auch so ziemlich das Herzstück des Romans, zum Glück. Denn einen roten Faden … nun, es gibt ihn, aber auch nicht so richtig, was aber auch nichts weiter macht. Die Entwicklung der Charaktere ist lesenswert genug! Abgesehen davon ist das Buch für seine Kürze doch recht voll. Luftschiffe sind immer super, Städte in der Luft erst recht, und wenn dann auch noch Kraken im Himmel rumkriechen und Schiffe attackieren, macht das ganz besonders Spaß. Ein Pseudozombie taucht auch auf, und ohnehin ist es alles manchmal ein bisschen viel. Da liest du gerade noch an einer Szene und sie geht so plötzlich zur nächsten über, dass du die Stelle nochmals lesen musst, um zu wissen, was gerade eigentlich passiert ist. (Woher auf einmal eine wandelnde Leiche kommt, zum Beispiel.) Der Vorteil: Es bleibt die ganze Zeit über äußerst spannend.
Was dagegen recht ausführlich abgehandelt wird, sind die Sexszenen. Es sind nur zwei, aber die nehmen ordentlich Platz ein. Was nicht weiter verwunderlich ist, wenn mensch den Verlag bedenkt.
“Carpe fucking diem”, um Piccadilly mal zu zitieren, holt euch das Buch. Möglichst jetzt. Also, sofort. Kann bei akutem Lesetief helfen (wie hier geschehen) und bietet ordentlich Lachmaterial, nicht zu vergessen eine spannende Geschichte, die irgendwie aufhört, wenn’s am schönsten wird. Piccadillys Art zu erzählen wird euch verzaubern (außer ihr seid Sprachpurist_innen und habt was gegen angeblich schlechtes Englisch, denkt euch hier bitte böse Blicke der Linguist_innen dieser Welt), auch wenn es vielleicht ein paar Seiten braucht, um sich daran zu gewöhnen. Und wenn er nicht reicht, ist es spätestens mit dem Auftreten der weiteren Charaktere dahin, die zusammen ein äußerst dynamisches Ensemble ergeben.