A review by missbookiverse
Audrey, Wait! by Robin Benway

5.0

Heartbreaker - Chartbreaker sieht mit seinem knalligen rot-orange-pink-gelbem Cover nicht nur nach Sommer aus, das Buch selbst verbreitet auch so viel gute Laune und witzige Momente, dass es sich perfekt zum Lesen in der Sonne eignet. Und das obwohl das Buch selbst eher im Herbst und Winter spielt.

Audrey Cuttler ist ein musikbesessener Teenager mit einer besten Freundin und einem Ex-Freund, der Musiker ist und aus lauter Verzweiflung über ihre Trennung ein Lied darüber schreibt. Bis dato war Evans Band höchstens lokal bekannt, aber der Song "Audrey, wait!", in dem er mit seiner Ex-Freundin abrechnet, entpuppt sich als Megahit und plötzlich verändert sich sowohl sein als auch Audreys Leben komplett. Evan spielt ansonsten keine große Rolle, es geht viel mehr um Audrey, die plötzlich damit klarkommen muss, dass unbekannte Leute im Internet fies über sie ablästern oder dass Mädchen von ihrer Schule, die vorher nie ein Wort mit ihr gewechselt haben, jetzt ihr Autogramm haben wollen. Das ist nur der Anfang. Auf einmal wollen Markenfirmen Audrey als Werbegesicht für sich gewinnen und Paparazzi folgen ihr auf Schritt und Tritt. Zur Seite steht Audrey bei diesem ganzen Trubel ihre beste Freundin Victoria, ihre superfette Katze, ihre Eltern und auch der schüchterne James, mit dem Audrey in einem Eiscafé arbeitet, entwickelt sich immer mehr zu einem neuen Freund.

Wenn ich dieses Buch vor ein paar Jahren gelesen hätte, hätte ich es sicherlich zu meiner persönlichen Bibel erklärt. Audrey erinnert mich sehr an mich selbst. Sie liebt Musik über alles, geht mit ihrer Freundin ständig auf Konzerte, schwärmt für Bandmitglieder, träumt von Backstagebesuchen und schneidet ständig ihre Lieblingsbands aus Zeitschriften aus, um ihr Zimmer damit zu tapezieren. Mit 16 kann es meiner Meinung nach kaum ein besseres Hobby geben als Musik. Dazu kommt noch der Humor. Ich wette mein halbes Bücherregal darauf, dass ich mit der Autorin Robin Benway einen Heidenspaß hätte. Sie trifft einfach genau meinen Lachmuskel. Ständig musste ich bei diesem Buch kichern, lachen oder wenigstens grinsen. Manchmal auch lächeln, weil eine Szene oder ein Satz einfach nur schön und wunderbar getroffen war. Besonders gut kommt der Witz in den Dialogen rüber, die Audrey mit ihrer besten Freundin Victoria oder mit ihren Eltern führt, die manchmal versuchen cool zu sein, was Vollblutteenager Audrey natürlich nur peinlich findet. Immer für einen Lacher gut ist auch Audreys dicke, fette Katze, die sogar dem Briefträger Angst macht und deren Schnarchen sich bestens für einen eigenen Klingelton eignet.

Was ich diesem Buch auch noch zu gute halten möchte, ist die Darstellung der Eltern. In vielen YA-Büchern sind Eltern sehr unpräsent. Entweder sind sie verreist oder kümmern sich nicht oder werden schlichtweg vergessen. Ganz oft hat man das Gefühl, sie müssten einfach von der Bildfläche verschwinden, um es den Protagonisten schwerer zu machen. Ganz anders bei diesem Roman. Audreys Eltern sind immer zu Hause und ihnen liegt ihre Tochter sehr am Herzen. Sie versuchen sie zu beschützen und geben ihr gleichzeitig Freiraum um ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Sie verbieten auch mal etwas, versuchen aber fair zu bleiben und sind wie Eltern es sein sollten eine Bezugsperson für ihre Tochter (trotzdem erzählt Audrey ihnen selbstverständlich nicht alles). Davon abgesehen sind sie richtig lustig und führen grandiose Gespräche. Audreys Eltern sind mit Liebe charakterisiert, es gibt das ein oder andere Detail aus ihrem Leben und ihrer Vergangenheit und sie sind nicht einfach nur vorgeschriebene Statisten.

Ich komme jetzt zu zwei mickrigen Minuspunkten, die mir an dem Buch aufgefallen sind, mich aber nicht groß gestört haben. Zum einen gibt es eine handvoll sehr stereotyper Charaktere und zwar die aus dem Musikbusiness. Simon von den Lolitas verkörpert das perfekte Klischeebild eines Rockstars und auch die MTV-Mitarbeiter, Backstagebekanntschaften und Manager/Produzenten sind allesamt geldgierig, gemein, hinterlistig und nervig. Ein bisschen mehr Tiefe wäre da nicht schlecht gewesen, aber dafür tauchen diese Charaktere einfach nicht lange genug auf. Schade nur, dass das Musikgeschäft ausschließlich in seinem typisch negativen Licht dargestellt wird.
Was mich außerdem gestört hat, war das Verhalten von Victoria gegen Ende des Buches. Sie ist Audreys beste Freundin, aber wie Audrey auch selbst erkennt, verhält sie sich irgendwann nicht mehr richtig so. Kostenlose Make Up Produkte und Backstagebesuche scheinen ihr wichtiger zu sein als das Wohlergehen ihrer Freundin. Später wird zum Glück geklärt, warum Victoria das alles so sieht und ihr Standpunkt erschien mir verständlicher, aber ich fand es trotzdem ein wenig unausgewogen, dass Audrey sich am Ende bei ihr entschuldigt und nicht umgekehrt.

Alles in allem hat Heartbreaker - Chartbreaker meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Dieser Roman ist das perfekte Buch für diesen Sommer und auch zu anderen Jahreszeiten allen Musikbegeisterten nur zu empfehlen. Es geht übrigens vor allem um Bands aus dem Rockbereich. Jedes Kapitel beginnt sogar mit einem Songzitat, worüber ich mich jedes Mal gefreut habe.
Hervorheben möchte ich noch kurz die Übersetzerin Bernadette Ott, die einen hervorragenden Job geleistet hat. Der Roman hat sich flüssig gelesen und es gab keine Stelle, an der ich mich geärgert habe, nicht das Original in den Händen zu halten.
Ich bin wirklich gespannt, ob Robin Benways nächstes Buch ([b:The Extraordinary Secrets of April, May, & June|7106964|The Extraordinary Secrets of April, May, & June|Robin Benway|http://photo.goodreads.com/books/1257903522s/7106964.jpg|7365722], erscheint im August diesen Jahres) da mithalten kann.