A review by ordinarilybi
For Holly by Tanya Byrne

3.0

For Holly ähnelt den vorangegangenen Büchern insofern, dass etwas passiert ist, wir aber nicht wissen, was es ist, und darin dass die Erzählung zwischen Vergangenheit und Gegenwart (hier in Form von Briefen) abwechselt. Anders als in ihren Vorgängerinnen geht es hier aber mal nicht um ein Verbrechen. Damit verknüpft ist das Buch weniger um dieses eine Geheimnis zentriert, sondern konzentriert sich vielmehr auf die Beziehungen der Charaktere – was ihr vor dem Lesen vielleicht wissen solltet; zumindest bin ich mit falschen Erwartungen herangegangen, was mein Leseerlebnis durchaus beeinflusst hat. Kurze Zusammenfassung: Lolas Mutter ist überraschend verstorben und kurze Zeit später hat ihr Vater eine neue Frau und zieht nach Frankreich. Lola soll den Sommer mit den beiden in Paris verbringen, was ihr so gar nicht passt – sie will bei ihrer Großmutter bleiben, bei ihrem Freund Pan und ganz bestimmt nicht in Paris mit Agatha, die sie absolut verabscheut. Agatha ist reserviert, streng, in sich gezogen – das komplette Gegenteil von Lola und auch sie scheint nicht viel für die Tochter ihres Mannes übrig zu haben, und das nicht nur, weil sie mehr oder minder regelmäßig Kleinigkeiten aus Läden stiehlt. Und während die Dinge immer mehr eskalieren und Agatha sich immer furchtbarer Lola gegenüber benimmt, macht sich Lola daran, Agathas Schwachstelle zu finden – und hier kommt Holly ins Spiel. Die Sache ist, ich bin noch immer nicht sicher, ob Agatha wirklich so schrecklich ist, wie sie wirkt, da wir alles aus Lolas Sicht sehen. Andererseits gibt es da Sachen, die sich auch nicht wirklich schönreden lassen … viel wichtiger aber ist Lolas Beziehung zu ihrem Vater, die verständlicherweise belastet ist. Die meiste Zeit über hab ich mir einfach nur gewünscht, dass sich die beiden einfach mal ausreden, sich alles an den Kopf werfen, was sie so denken – einfach damit es endlich mal im Offenen ist und sie darüber reden können. Aber sie sind Menschen und so einfach ist es nicht. Und wie auch in “Follow Me Down” spricht Tanya Byrne noch andere, gesellschaftliche Probleme an – hier Rassismus, mit dem Lola als Tochter einer Frau, die Schwarz ist, und einem Mann, der weiß ist, selbst als junges Mädchen konfrontiert wird. In einer besonders ekelhaften Szene nimmt eine fremde Person einfach an, dass Lola die Freundin von ihrem Vater ist und nicht seine Tochter, und spricht damit unter anderem die Sexualisierung Schwarzer Frauen an, die oftmals nicht einfach Mädchen sein dürfen. Letztlich geschieht das aber nur in den Details, der Rest der Geschichte … zog sich ein wenig hin und konnte mich nie wirklich fesseln. Vielleicht war es die falsche Erwartungshaltung, vielleicht ist es auch wieder Byrnes erstes und unglaublich fantastisches Buch, in dessen Schatten “For Holly” lebt. Schlecht ist “For Holly” deswegen auch nicht, ich hatte nur mehr erwartet.