A review by corallig
Das hungrige Krokodil: Familienroman by Sandra Brökel

adventurous hopeful informative reflective medium-paced

3.5

"Pavel seufzt. So einfach kann das Leben sein. Und so kompliziert, wenn man zu viel denkt. Und noch komplizierter, wenn man seine Gedanken mit anderen teilt. So wie er. Er ahnt, dass er sich selbst Steine in den Weg legt, weil er sich unermüdlich den Kopf zerbricht."

"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht. Sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht."

"»Lasst die Philosophen in ihrem Sandkasten spielen. Die Sandburgen, die sie dort bauen, verschwinden sowieso mit dem ersten Regen.« Pavel lacht. »Handball, Basketball, Fußball und Eishockey«, fährt der Lehrer fort, das sind Sachen, wo ihr zeigen könnt, dass ihr lebt. Neben der Welt der vergeistigten Philosophen braucht es die Welt der Praktiker, die in der Lage sind, mit den Gedanken und der Allmacht der Theoretiker fertig zu werden.«"

"»Sage mir, wer deine Lehrer waren und ich sage dir, wer du bist. Auch wenn du das meiste, was sie dir vermitteln wollten, nicht begriffen oder vergessen hast, so ist doch etwas in dir geblieben. Zumindest einer von ihnen ist zu deinem Vorbild geworden. Und so bleibt er ein Teil von dir und begleitet dich
unsichtbar dein ganzes Leben, ohne dass es dir bewusst ist. Wenn du Pech hast, dann hast du aus dem, was dir geboten wurde, das Falsche gewählt. Versagen und Bestehen, Erfolg und Misserfolg sind Schicksal. Aber auch darin ist häufig die Möglichkeit einer Wahl verborgen: annehmen und sich arrangieren oder ablehnen und dagegen kämpfen.«"

"Jedes Ereignis, ja jede Entscheidung zieht weitere nach sich. Niemand kann vor dem Schatten des Gewesenen fortlaufen. Er wird stets ein leiser Begleiter sein. Die Frage ist nur, wie viel Macht ein Mensch ihm zugesteht. Wer den Schatten in den Fokus seines Bewusstseins rückt, sieht nur Dunkelheit. Wer aber um ihn weiß und ihn akzeptiert, der kann ihn hinter sich lassen und seinen Blick nach vorne, ins Licht richten."

"Er hält es für unerlässlich, dass die Menschen diskutieren. Über den Text, über die Missstände und über mögliche Veränderungen. Konträre Meinungen eingeschlossen. Diese Dialoge halten die Politik lebendig, eine Demokratie lebt vom Wortwechsel und steht nicht im Widerspruch zum Sozialismus."

"Es geht immer weiter, denkt Pavel. Irgendwie. Die Zeit schreitet unbeirrt voran, das Leben auch. Wenn die Welt eines Menschen in Scherben liegt, kann er dem Trugschluss erliegen, alles sei dem Ende geweiht. Genau darin wartet ein Segen für die Zukunft. Wer ihn entdeckt, kann die Scherben zu einem neuen Mosaik zusammensetzen, das er irgendwann vielleicht sogar liebgewinnen kann."