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Die Brandung by Yukio Mishima
4.0

Im Mittelpunkt des Buches steht eine junge Teenager-Romanze, die dazu bestimmt zu sein scheint, nie vollendet zu werden. Es ist eine japanische Coming-of-Age-Geschichte, die in einer Fischergemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg spielt.

Mishima schreibt in einem sehr leichten und einfachen Stil, aber schön in seiner Leichtigkeit und Einfachheit. Mishima ist ein bisschen älter, ein bisschen düsterer und ein bisschen seltsamer, was sein Werk umso fesselnder macht. Man muss die Poesie und die Politik hier einfach auf sich wirken lassen, ich denke, man sollte dieses Buch schnell und eifrig lesen.

Andererseits ist es ein bisschen seltsam und ziemlich anachronistisch. Die Handlung lautet: Junge trifft Mädchen, Vater verbietet dem Mädchen, sich mit dem Jungen zu treffen, der Junge erweist sich als würdig, und der Vater erlaubt dem Jungen, das Mädchen zu heiraten. Darüber hinaus scheint der Roman gerade die patriarchalischen Elemente des Dorflebens zu feiern, die die Liebenden fast ruinieren. Ein bisschen ein Anachronismus, wenn auch ein gut geschriebener.

Oh... eine weitere Merkwürdigkeit. Die Betonung der Brüste ist nicht zu übersehen. Shinji, der männliche Protagonist, ist wie gebannt von Hatsues festen, jungfräulichen Brüsten... wie offenbar das ganze Dorf. Die ältere Muscheltaucherin zum Beispiel kann nicht widerstehen, einen Blick darauf zu werfen und ihre weibliche Weisheit über die Natur der Brüste und ihre Entwicklung zu teilen. Was Shinji betrifft, so ist er ein ganz normaler Mann.

Ich bewundere Shinjis starken Charakter und sein reines Herz, ebenso wie das von Hatsue. Am Ende triumphiert das Gute, wie es der weise Jukichi, Shinjis Fischermeister, vorausgesagt hat. In diesem Buch gibt es nichts, was ich nicht schon einmal gelesen habe, aber es ist trotzdem erfrischend. Mishimas poetische Beschreibungen seiner Hauptfiguren, ihrer inneren Gedanken und der Natur der japanischen Insel sind allein schon das Buch wert.

Es gibt jedoch zwei Figuren, die das Buch absolut lohnenswert machen: das Dorf und das Meer. Mishima beschreibt beide so detailliert und feinfühlig, dass es schwer ist, nicht von ihnen und der sie umgebenden Kultur in den Bann gezogen zu werden.

Yukios Botschaft an die Lesenden ist, dass harte Arbeit immer belohnt wird. Gebt also niemals auf, denn eines Tages werdet ihr vielleicht erfolgreich sein.