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A review by erleseneszerlesenes
Sprache und Sein by Kübra Gümüşay
3.0
Unpopular Opinion
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Auf vielen Blogs und Rezensionsportalen wird „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay als eines der wichtigsten Bücher aus dem Jahr 2020 gehandelt. Der Klappentext verspricht eine Diskussion über „das Potenzial, das Sprache und Sprechen innewohnt“ – immer in Bezug auf (Alltags)Rassismen, Schubladendenken, Vorurteile und Missverständnisse.
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Unabhängig von meinen nachfolgenden Kritikpunkten ist „Sprache und Sein“ ein enorm wichtiges Buch: Politisch, aufklärend, brandaktuell. Aufgrund seiner klaren Sprache und des flüssigen Schreibstils perfekt geeignet für Einsteiger*innen in die o.g. Themenkomplexe. Kommen wir nun zum berühmten ‚aber‘: Die Gewichtung sprachlicher Aspekte fiel nicht aus, wie von mir erwartet. Von einem Buch mit diesem Titel hätte ich viel mehr linguistische Backgrounds erwartet. Die ersten Kapitel erfüllen diese Prämisse noch, dann allerdings nimmt der wissenschaftliche Anteil immer stärker ab, das (von mir erwartete) Sachbuch las sich mehr und mehr wie ein emotionaler Essay. Die Dringlichkeit und damit auch meine „Okay, krass, danke für den Hinweis“-Momente gingen bis zum Ende nahezu komplett verloren. Meine Erwartungshaltung, über den Zusammenhang zwischen Sprache und internalisierten Rassismen aufgeklärt zu werden und Strategien zu deren Überwindung präsentiert zu bekommen, wurde demnach enttäuscht. Gestört habe ich mich auch an dem repetitiven Charakter einiger Aussagen. Ich _glaube_ verstehen zu können, dass der Autorin die entspr. Themen sehr am Herzen liegen und daher oft wiederholt (also in unser Leserhirn eingehämmert) werden sollten, aber da unterschätzt sie ihre aufmerksamen und wissbegierigen Leser einfach und erzeugte bei mir eher ein genervtes „Ich hab’s verstanden!“. Was ich am meisten vermisste – und was die hochintelligente Autorin sicherlich hätte leisten können – ist der sprichwörtl. nächste Schritt. Das Buch bleibt über lange Strecken hinweg leider sehr oberflächlich. Ein gewisses „Geschmäckle“ kam spätestens an dem Punkt auf, als über Beamt*innen hergezogen und damit genau die Art Pauschalisierung bemüht wird, gegen die die Autorin sich in ihrem Werk so vehement ausspricht.
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Auf vielen Blogs und Rezensionsportalen wird „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay als eines der wichtigsten Bücher aus dem Jahr 2020 gehandelt. Der Klappentext verspricht eine Diskussion über „das Potenzial, das Sprache und Sprechen innewohnt“ – immer in Bezug auf (Alltags)Rassismen, Schubladendenken, Vorurteile und Missverständnisse.
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Unabhängig von meinen nachfolgenden Kritikpunkten ist „Sprache und Sein“ ein enorm wichtiges Buch: Politisch, aufklärend, brandaktuell. Aufgrund seiner klaren Sprache und des flüssigen Schreibstils perfekt geeignet für Einsteiger*innen in die o.g. Themenkomplexe. Kommen wir nun zum berühmten ‚aber‘: Die Gewichtung sprachlicher Aspekte fiel nicht aus, wie von mir erwartet. Von einem Buch mit diesem Titel hätte ich viel mehr linguistische Backgrounds erwartet. Die ersten Kapitel erfüllen diese Prämisse noch, dann allerdings nimmt der wissenschaftliche Anteil immer stärker ab, das (von mir erwartete) Sachbuch las sich mehr und mehr wie ein emotionaler Essay. Die Dringlichkeit und damit auch meine „Okay, krass, danke für den Hinweis“-Momente gingen bis zum Ende nahezu komplett verloren. Meine Erwartungshaltung, über den Zusammenhang zwischen Sprache und internalisierten Rassismen aufgeklärt zu werden und Strategien zu deren Überwindung präsentiert zu bekommen, wurde demnach enttäuscht. Gestört habe ich mich auch an dem repetitiven Charakter einiger Aussagen. Ich _glaube_ verstehen zu können, dass der Autorin die entspr. Themen sehr am Herzen liegen und daher oft wiederholt (also in unser Leserhirn eingehämmert) werden sollten, aber da unterschätzt sie ihre aufmerksamen und wissbegierigen Leser einfach und erzeugte bei mir eher ein genervtes „Ich hab’s verstanden!“. Was ich am meisten vermisste – und was die hochintelligente Autorin sicherlich hätte leisten können – ist der sprichwörtl. nächste Schritt. Das Buch bleibt über lange Strecken hinweg leider sehr oberflächlich. Ein gewisses „Geschmäckle“ kam spätestens an dem Punkt auf, als über Beamt*innen hergezogen und damit genau die Art Pauschalisierung bemüht wird, gegen die die Autorin sich in ihrem Werk so vehement ausspricht.