A review by travelartandbookblogger
Der Richter und sein Henker by Friedrich Dürrenmatt

4.0

Der Richter und sein Henker von Friedrich Dürrenmatt erzählt von einem Tötungsdelikt aus dem Berner Umland verübt am Polizeileutnant Ulrich Schmied im November 1948. Ermittelnde Beamten sind zum einen Kommissar Bärlach zum anderen der Polizist Tschanz. Während Tschanz die Ermittlungen so aufnimmt, wie man es von einem guten Polizisten erwarten würde - Befragungen von Zeug*innen, Verdächtigen, Besichtigung des Tatorts etc. lässt Kommissar Bärlach verlautbaren, er habe einen Verdacht, wolle diesen jedoch nicht äußern. So kann man es sich natürlich sehr einfach machen und am Ende einfach behaupten, man hätte es ja gleich gewusst.

Die durchaus lustige Kriminalgeschichte entwickelt sich jedoch in eine andere Richtung: relativ schnell gerät ein gewisser Herr Gastmann ins Visier der Ermittlungen und Geschehnisse von vor 40 Jahren erblicken für die Leser*innen das Tageslicht. Zur Zeit des Erscheinens mag dies überraschend gewesen sein, als erfahrene Krimiverschlingerin habe ich aber sehr schnell durchblickt, wohin die Reise gehen wird.

Themen wie Korruption und Beziehungen sind ebenso Gegenstand des Romans wie unterschiedliche, politische Gesinnungen und die Frage von Gut und Böse. Was mir ganz und gar nicht gefallen hat, war einerseits die Verwendung der Bezeichnung „N-häuptling“ - das kann man aus heutiger Sicht einfach nicht unkommentiert hinnehmen, andererseits ist es außerdem doch recht unwahrscheinlich, dass ein Arzt einen Tod auf den Tag genau vorhersagen kann: morgen nicht, übermorgen auch noch nicht aber am Tag danach ist’s rum - aaaaahja :D

An den Schreibstil muss man sich erst einmal gewöhnen, aber man findet dann doch schnell Zugang. Dürrenmatt ist auf jeden Fall ein für die Schullektüre dankbarerer Schriftsteller als Kleist oder Kafka ;)