A review by idris
Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen by Wolfgang Borchert

5.0

Es fühlt sich unangemessen an zu diesem Werk überhaupt eine Rezension zu schreiben.
Es ist so viszeral und so roh, und es fühlt sich an, als ob man eine Stunde lang von dem Autor angeschrien wird (so lange habe ich etwa gebraucht, um es zu lesen), während er einen Nervenzusammenbruch hat und weinend vor einem zusammensinkt. Und genauso fühlt man sich danach - erschöpft, erschlagen und den Tränen nah.

Er ist der erste Mensch, der so auf diesen Krieg reagiert hat, wie ich reagiert hätte und der nicht versucht sein Trauma zu verdrängen und wegzuschieben, wegzurationalisieren, zu bagatellisieren, wie die meisten anderen Menschen dieser Generation, die ich kennengelernt habe. Er fordert ein, dass es zur Kenntnis genommen wird und Gott, wie gut kann ich mir vorstellen wie er da abgeprallt ist an der Teflonbeschichtung der Deutschen mit ihrem preußischen Arbeitsethos. Wir bauen auf, wir schauen nach vorne, wir schauen nicht zurück, jammern hilft nicht, darüber muss man wirklich nicht reden. Doch. Doch, man muss, und Borchert zwingt einen.

Am Verdrängen wäre er erstickt, denke ich.
So viel Qual kann man nicht verdrängen.
Endlich hat es jemand mal ausgesprochen, rausgeschrien, diesen ganzen Wahnsinn, der da passiert ist und der auch danach noch passiert ist. Es ist eine Geschichte wie ein Hammer, der einem über den Kopf geschlagen wird und die einem verweigert dass man wieder unter die gemütliche Decke der Verdrängung klettert. Eine Geschichte, die bitternötig war, und die ich gerne einigen Menschen über den Kopf gehauen hätte, damit sie endlich aufhören mit dem wegschieben, wegleugnen, verdrängen und verschweigen.