A review by muyelinh
Heilige Mörderin by Keigo Higashino

challenging informative mysterious tense slow-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? No

3.0

Ein Geschäftsmann wird durch mit Arsensäure vergiftetetem Kaffee tot in seiner Wohnung aufgefunden. Schnell kommt heraus, dass nur seine Ehefrau Ayane Mita, von der er sich trennen wollte, weil diese keine Kinder bekommen kann, ein Motiv für die Tat hat. Doch Ayane nimmt diese Verdächtigungen gelassen hin und kooperiert gerne mit der Polizei, denn sie war zum Tatzeitpunkt verreist und hat dadurch ein wasserdichtes Alibi. Fieberhaft versucht das bekannte Team um Professor Yukawa, herauszufinden, wie der Wasserfilter trotzdem vergiftet werden konnte. Doch Ayane die Tat nachzuweisen, scheint unmöglich. Ist das der perfekte Mord?

Mein Herz blutet bei dem Gedanken, dass dieser Krimi für mich nicht mit den beiden Meisterwerken "Verdächtige Geliebte" und "Unschuldige Täter" des selben Autors mithalten kann, und ich schiebe gleich vorweg, dass die Bewertung auch darunter gelitten haben mag, dass ich das Buch nicht in einem Rutsch, sondern über einen ziemlich langen Zeitraum verstreut gelesen habe.

Schlussendlich muss ich aber konstatieren, dass sowohl Plot als auch Figuren, zwei Elemente, die jedes gute Buch ausmachen und die Higashino in seinen anderen Bänden zur Perfektion ausgebildet hatte, hier einfach deutlich zurückstecken.
Es gibt keine wirklich atemberaubende Wendung in diesem Fall. Zudem konzentriert sich der Plot auf die Auflösung, wie es gelingen kann, eine Vorrichtung so zu präparieren, dass sie just im rechten Moment ihre Wirkung entfaltet, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Die Auflösung gefällt mir und ist gewohnt ausgeklügelt. Jedoch ist die Tötungsart in diesem Fall eben nicht besonders spektakulär. Und da die ansonsten auftauchenden Fragen doch eher nebulöser Natur sind, entwickelt sich ein Gefühl, dass man sich als Leser ständig im Kreis dreht und immer wieder die selben Fakten und Erkenntnisse durchkauen muss. Auf Dauer war das etwas ermüdend.

Und auch die Charaktere haben mich an dieser Stelle stark enttäuscht. Higashinos Kriminalromane lebten zuvor von den wirklich großartigen Protagonisten, deren Schicksal und verzweifelter Kampf zweier Parteien auf Augenhöhe dem Leser richtig an die Nieren geht. Hier ist hingegen eine ungekannte Distanz zu spüren. Yukawa bleibt sehr blass und verklausuliert, sodass man schnell keinen Bock auf ihn hat. Ich mag seine praktische Ader, wie in "Unschuldige Täter" deutlich lieber. Kusanagi war schon in den anderen Bänden nicht gerade die Ausgeburt der Kompetenz, aber hier ist er ein Trottel, der auch ziemlich nervt. Einzig Utsumi hat mir gefallen. Nachdem sie in den anderen Bänden keine große Rolle spielte, treibt sie hier die Dinge voran und erringt sich Sympathien.

Das größte Problem ist aber Ayane Mita selbst. Auch hinter ihre Fassade wird nur sehr spärlich geblickt, und das unterscheidet sie von allen anderen Figuren in den Yukawa-Romanen, die auf der "anderen Seite" standen. Dadurch, dass man sie fast nur von außen betrachtet, kann man nicht mit ihr mitfiebern wie etwa mit Yasuko Hanaoka in "Verdächtige Geliebte", sondern man bleibt gleichgültig, was leider viel Reiz aus der Sache nimmt.

Insgesamt leider ein mittelmäßiger Krimi und damit für Higashino-Verhältnisse doch eine große Enttäuschung. Mal schauen, wie die Bücher um seinen anderen Kommissar, Kyoichiro Kaga, so sind. Die Rezensionen lassen wieder Großes erahnen, aber vielleicht wird es auch helfen, mit etwas zurückgeschraubten Erwartungen an dieses Leseerlebnis heranzugehen.