A review by 1ncubus
Der Tod in Venedig by Thomas Mann

reflective
  • Diverse cast of characters? No

4.0

Ich hatte beim Lesen das Gefühl, ich atmete selbst die kranke, heiße Stadt, als spürte ich selbst die fast schon morbide Obsession mit dem viel zu jungen Knaben. Ich glaube nicht, dass die Novelle eine Form von Pedophilie darstellt, eher eine Sehnsucht nach jugendlicher Liebe und Leidenschaft nach einem Leben von strikter Ordnung und Zucht. Der autobiographische Bezug lässt sich natürlich nicht leugnen.
Den Anfang, d.h. die Zeit vor Venedig, fand ich schwer zum Einfinden in die Handlung. In der Mitte des Werkes drehen wir uns lange im Kreis und beobachten Tadzio von fern, ohne dass etwas weiteres passiert. Das ist für eine Novelle etwas ungünstig und hat mich als Leser irgendwann gelangweilt, es wird aber wohl in Realität tatsächlich so sein, eine leise Beobachtung von Weitem, der Mut zur Annäherung fehlend. Dem letzten Kapitel alleine würde ich wohl 5 Sterne geben.
Ein sehr poetisches Ende rundet das Werk angemessen ab.