A review by missbookiverse
Eve by Anna Carey

2.0

Lang und breit
Eve beginnt vielversprechend. Ein Mädcheninternat, auf dem den Mädchen und jungen Frauen beigebracht wird wie gefährlich die Männerwelt doch ist, und kurz darauf eine schockierende Entdeckung, die Eve dazu zwingt vor ihrer so gesichert wirkenden Zukunft zu fliehen. Ab da ist leider Schluss mit Schock und Spannung.

Eve ist eine ziemlich naive, aber nicht unsympathische Heldin. Sie macht immer wieder Fehler, was sie menschlicher erscheinen lässt. Leider scheint sie eine Art undurchdringbares „Heldinnenschutzschild“ um sich aufgebaut zu haben. Es ist nämlich egal welcher Gefahr Eve begegnet, sie übersteht jeden Angriff von Mädchenfängern, Beinahevergewaltigern oder Königspolizisten unbeschadet. Das wurde sehr schnell sehr deutlich, weshalb ich in keiner Szene Angst um sie hatte und mitfiebern konnte. Werte Anna Carey, TRAU DICH DOCH BITTE! Du hast es in der Hand mit deinen Figuren anzustellen, was du möchtest, quäl sie doch mal ein bisschen! Eve mag eine recht behütete Kindheit und Jugend gehabt haben, ein bisschen mehr Grauen könnte sie aber dennoch ertragen. Das würde ihren Charakter stärken und ganz nebenbei die Spannung steigern.

Das nächste Problem ist die Handlung. Eve ist eigentlich das ganze, relativ dünne Buch lang auf der Flucht beziehungsweise auf dem Weg zu einem geheimen Zufluchtsort. Es ist nicht so, dass ihr auf dieser Reise nichts widerfahren würde, aber nichts davon hat mich gepackt oder überrascht. Alles plätschert dahin und mir ist nie der Mund offen stehen geblieben, von einem erhöhten Pulsschlag ganz zu schweigen.

Die Liebesgeschichte ist genau das, was man erwartet. Zu Beginn reagiert Eve Caleb gegenüber zum Glück noch etwas skeptisch (man bedenke, dass sie in ihrer Erziehung ständig gesagt bekommen hat wie manipulativ, machtgierig und böse Männer sind), aber das legt sich schnell. Auch den anderen Jungen, die sie auf ihrer Reise trifft, bringt sie kaum noch Misstrauen entgegen. Diesen Wandel fand ich viel zu abrupt.
Die Beziehung zwischen Eve und Caleb entwickelt sich danach in einem annehmbaren Tempo. Ich musste nicht genervt die Augen verdrehen, aber ich habe mir auch wahrlich nicht die Finger an leidenschaftlich glühenden Seiten verbrannt.

Zu guter Letzt ein paar Sachverhalte, die ich unlogisch fand, die aber zu viel von der Story verraten:
Spoiler1. Eve erfährt, dass sie die Frau des Königs werden soll. Warum denkt so von Anfang an, dass das etwas Schlechtes ist? Könnte so eine Stellung nicht ein Leben im Luxus bedeuten? Vielleicht könnte sie sogar etwas daran verändern, dass Frauen wie Geburtsmaschinen gehalten werden.
2. Fletcher, der Typ, der Eve und zwei andere Mädchen gefangen nimmt, ist selten dämlich. Wie kann er seine drei Gefangenen mitten in der Nacht alle drei gleichzeitig zum Pinkeln in die nah gelegenen Bäume ziehen lassen?
3. Als Caleb Eve gefunden hat, erzählt er ihr, dass er schweren Herzens sein Pferd für ein Auto eingetauscht hat, um sie zu suchen. Warum? Mit einem Pferd wäre er doch genauso schnell unterwegs gewesen. Außerdem liebt er das Pferd UND es verbraucht kein Benzin (an das schwer heranzukommen ist). Unlogisch.


Kurz und knapp
Ein weiterer unspektakulärer Dystopie-Auftakt. Nach ein paar vielversprechenden ersten Seiten nimmt die Spannung stetig ab und taucht nie wieder auf. Das ganze Buch ist eher eine Einleitung, also lohnt es sich vielleicht auf das Erscheinen der kompletten Trilogie zu warten. In die Fortsetzung werde ich eventuell noch mal einen Blick werfen.

[2,5 Sterne]