A review by missbookiverse
The Wild Things by Dave Eggers

4.0

Lang und breit
Von den Wilden Kerlen haben die meisten Leser sicher schon vor Jahren gehört. Das sind nämlich die, aus diesem amerikanischen Kinderbuch. Die, auf der Insel, die der kleine Junge Max besucht und ordentlich mit ihnen herumtollt.
Viele Jahre später hat sich die Filmindustrie dieses Kinderbuchklassikers angenommen. Dave Eggers und Spike Jonze haben eine Geschichte von Filmlänge aus den Bilderbuchseiten gesponnen und einen zauberhaft melancholischen Film geschaffen, der bis auf die großen Monster gar nicht für Kinder geeignet ist.
So inspiriert von seiner Mitarbeit am Skript hat Dave Eggers – selbst Autor unzähliger Bücher – noch einen Roman zum Film verfasst. Diese enge Verbindung merkt man dem Buch an. Obwohl es schon über ein Jahr her ist, dass ich den Film gesehen hatte, kam mir die Geschichte im Buch Seite für Seite sehr vertraut vor und konnte mich leider nicht mehr überraschen. Aber das war ja zu erwarten beim Buch zum Film.

Die fehlenden Überraschungsmomente außer Acht lassend, hatte ich mit Max und den Wilden Kerlen trotzdem Spaß. Die Welt, die [a:Maurice Sendak|4489|Maurice Sendak|http://photo.goodreads.com/authors/1201028880p2/4489.jpg] und Dave Eggers gemeinsam geschaffen haben, lädt zum Träumen von der eigenen Kindheit, zum Rumtoben und Rumschreien ein. Max ist so fantasievoll und die Wilden Kerle lassen sich von seinen verrückten Spielen mit Vorliebe mitreißen.

Zwischen den süßen Momenten, gibt es aber auch traurige. Viele sind geradezu bittersüß. Die Gespräche, die die Wilden Kerle führen, klingen eigentlich ganz harmlos und doch schwingt in ihnen unglaublich viel Bedeutung mit. Melancholie in reinster Form. Auch in den Momenten, in denen Max bei seiner Familie ist und nicht verstanden wird, spiegeln solche Emotionen wider. Diese Momente sind so echt und verletzlich, dass sich in mir alles zusammengezogen hat.

Dave Eggers hat es geschafft Max’ Geschichte sehr authentisch zu schildern. Die Gedanken klingen oft kindlich und naiv oder einfach nur abstrus logisch. So wie ein Siebenjähriger eben denkt und Schlüsse zieht.

Am Ende stellte sich mir die Frage, ob Max’ Reise zu den Wilden Kerlen als echt empfunden werden soll oder eine Metapher ist. Ich bin bei solchen Fragen immer dafür, dass sich jeder das herauszieht, was er möchte. Wenn ich eine Geschichte über Monster auf einer Insel lesen will, kann das Buch mir genau das geben. Wenn ich aber nach einer tieferen Ebene suche, kann ich sie hier ebenfalls finden. Für die Bedeutung musste ich zugegebenermaßen ein wenig recherchieren, aber danach machte alles Sinn. Max’ Abenteuer bei den Wilden Kerlen stellt die Welt seiner Mutter dar. Für ihn als Kind ist alles ziemlich simpel. Er ist glücklich und wenn seine Mom ihn unfair behandelt, ist sie böse. Auf der Insel lernt er zu sehen wie viele verschiedene Emotionen und Beweggründe oft hinter ihrem Verhalten stehen. Sie möchte, dass er sich benimmt, sie will ihn nicht anschreien, manchmal ist das aber nicht anders möglich oder sie ist einfach auch nur unzufrieden über etwas anderes. Max lernt, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß ist.

Kurz und knapp
Ein empfehlenswerter Roman, den man auf mehreren Ebenen verstehen kann. Er ist noch aufregender, wenn man den Film noch nicht kennt (aber sich den nach dem Lesen anzuschauen, würde ich auf jeden Fall empfehlen).