A review by antje
The Paper Palace by Miranda Cowley Heller

dark emotional sad medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.0

 Mir fällt es schwer eine eindeutige Meinung zu Der Papierpalast zu fassen. 

Auf der einen Seite handelt es sich um ein objektiv sehr gutes Buch. M.C. Heller hat einen schönen Schreibstil, der all die Handlungsorte zum Leben erweckt. Sie nimmt sich Zeit alle Sinne mit einzubeziehen und die Charaktere nicht vor einer Kulisse agieren zu lassen, sondern eins mit ihr zu werden. Auch der Aufbau der einzelnen Kapitel und Szenen in den Kapiteln ist gut gelungen. Diese werden dadurch dynamisch gehalten, dass sie zum Teil während eines Gesprächs oder Ereignisses enden, sodass die Leserin selbst hineininterpretieren muss was weiter passiert. Innerhalb der Kapitel wird hierbei auch immer zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und hergesprungen. 

In der Gegenwart verbringen wir 24 Stunden mit Elle, beginnend an dem Morgen, nachdem Sie ihrem Ehemann Peter mit ihrem Kindheitsfreund Jonas fremdgegangen ist. Stunde um Stunde wird ihr weiteres Handeln und Hadern offengelegt, während sie sich zwischen den beiden Männern entscheiden und mit ihrem schlechten Gewissen kämpfen muss. 

In der Vergangenheit erfahren wir mehr über das Leben von Elles Mutter Wallis, aber auch über Elles Leben und welche Ereignisse ihr Leben beeinflusst haben. Hierbei muss ich auch klar eine Triggerwarnung aussprechen, da ich mit dem Wissen dieses Buch niemals gelesen hätte: Es wird immer wieder sexuelle Gewalt gegenüber Kindern beschrieben und auch erwähnt. Insgesamt ist Der Papierpalast keine schöne Familiengeschichte. Die Mütter und Väter in Elles Familie verbindet, dass sie sich gegen ihre Kinder und für neue Liebhaber entscheiden. Es ist ein Trauma, das Generation zu Generation weitergereicht wird und Elle muss sich entscheiden, ob sie diesem Trauma mit ihrer Entscheidung zwischen den beiden Männern ein Ende setzt. Der Vergangenheitsstrang des Buches beginnt in den 50ern und endet dann in der Gegenwart an dem Ta,g an dem Elle ihren Mann betrügt. 

Hier die Punkte, wieso ich, obwohl Der Papierpalast ein gutes Buch ist, diesem keine fünf Sterne gebe. Zum einen hat mich die Anzahl an traumatischen/negativen Erlebnissen überfordert. Jede Szene aus der Vergangenheit ist negativ behaftet, sodass ich mich bei jedem neuen Kapitel fast genervt gefragt habe, was wohl als nächstes kommt. Insbesondere die sexuelle Gewalt gegenüber Kindern, von der ich im Voraus nichts wusste, war psychisch anstrengend. 

Ein weiterer Punkt ist, dass mir alle Elle und Jonas zutiefst unsympathisch waren. Ich habe keinem von beiden ein Happyend gewünscht und das ist nicht die Art des Lesens, die mir gefällt. Ich möchte mit der Protagonistin mitfiebern, aber in dem Fall von Der Papierpalast konnte es kein Happyend geben (wie soll das funktionieren, wenn man zwei Männer liebt?) und mich haben Elle und Jonas Entscheidungen angewidert. 

Auch wenn ich gegenüber Der Papierpalast gemischte Gefühle habe, würde ich eine Leseempfehlung unter Vorbehalt aussprechen. Lest euch im Voraus auf jeden Fall eine Liste mit den Triggerwarnungen durch. Wenn diese nicht auf euch zutreffen, denke ich, dass man das Buch sehr gut lesen und den schönen Schreibstil genießen kann. 

P.S. Das Ende ist etwas ambivalent, aber die Autorin hat einen guten Typ gegeben wie das Ende zu deuten ist (lest den vorletzten Abschnitt im Buch) und auf Reddit gibt es auch einen sehr ausführlichen Thread zu dem Thema 😉 

Vielen Dank an Netgalley und Hörbuch Hamburg für die Bereitstellung eines Audio-Exemplars. Die Meinung ist ganz meine eigene. 


Expand filter menu Content Warnings