A review by missbookiverse
Roomies by Tara Altebrando, Sara Zarr

4.0

3.5 STERNE

Das ganze Semester über ein einziges Zimmer mit einer oder sogar zwei fremden Personen teilen? Für die meisten von uns klingt das absurd. Man wohnt zu Hause, mit dem Partner zusammen oder mit Freunden in einer WG. Gerade wenn man in eine fremde Stadt zieht, ist die WG auch mal voller Unbekannter, aber selbst da hat man immer noch sein eigenes Zimmer, in das man sich zurückziehen kann.
In den USA läuft das ganz anders. Dorm Rooms, die man sich mit einer zugewiesenen Person teilt, sind da Gang und Gebe. Zu schade aber, dass sich das Buch gar nicht wirklich mit dem titelgebenden Thema beschäftigt sondern einen Sommer weiter vorne ansetzt.

Lauren und Elizabeth leben an entgegengesetzten Küsten, haben sich noch nie in ihrem Leben gesehen und werden einander einen Sommer bevor sie ihr erstes Collegejahr starten als Roomies, also Mitbewohner, zugeteilt. Ums College an sich und das neue Leben, das einen erwartet, geht es dabei weniger. Zum Glück setzen die Autoren sich aber trotzdem mit interessanten Themen auseinander. Die Protagonisten leiden darunter ihr bisheriges Leben zurücklassen zu müssen, sie haben Angst, Panikattacken, freuen sich aber auch auf das neue Unbekannte. Was passiert mit der besten Freundin, die in einem anderen Staat studieren geht? Lässt man zu, dass der aufkeimende Sommerflirt sich zu einer Beziehung wandelt oder ist es das nicht wert, wenn man in wenigen Wochen Stunden auseinander wohnen wird? Wie kommen die Eltern und Geschwister mit dem plötzlichen Fehlen einer ganzen Person klar? All das teilen sie dem Leser und sich gegenseitig abwechselnd direkt aus ihrer Perspektive und manchmal in E-Mails mit.

Richtung gelungen fand ich die Thematisierung vom Umgang mit schwarzen/weißen Menschen. Eines der Mädchen verliebt sich nämlich in einen schwarzen Jungen und obwohl das für beide kein Problem darstellt, entstehen doch immer wieder Situationen, in denen man eigentlich total cool und weltoffen mit der Sache umgehen will, aber gleichzeitig nicht abstreiten kann, dass es wie ein rosa Elefant im Raum steht.

Race. It’s so tricky, even though we’re all supposedly enlightend and color-blind. I don’t want it to be a Thing. But it kind of is a Thing, isn’t it?


Diese und viele weitere Stellen habe ich mir während des Lesens notiert. Das Buch hat wirklich einige schlaue Gedanken zu bieten.

Umso enttäuschender ist es, dass mir trotzdem der Tiefgang gefehlt hat. Das Buch sagt so clevere Sachen und schneidet so unverbrauchte Themen an, trotzdem hatte ich das Gefühl eher leichte Sommerlektüre zu lesen. Spaß macht das, aber irgendwas fehlt.

Ganz anstrengend fand ich außerdem Elizabeth, vor allem in der letzten Hälfte des Buches. Immer öfter benimmt sie sich wie ein verwöhntes, pessimistisches Gör. Ich weiß gar nicht, ob ich das unbedingt als negativ bewerten möchte, es ist ein Kontrast zu Laurens Verhalten und Situation, aber ich wollte Elizabeth in diesen Momenten trotzdem mit ihrem eigenen Buch eins überbraten.

Eine besondere Erwähnung haben Laurens Eltern sich verdient. Sie sind so so süß und lustig und liebevoll und einfach totale Traumeltern.

Alles in allem ist Roomies leichte Lektüre mit unverbrauchten Themen, genau den richtigen Worten, aber irgendwo fehlt das besondere Etwas.