A review by schreibratte
Der Bogenschütze by Bernard Cornwell, Claudia Feldmann

3.0

Eigentlich schwankt dieses Buch zwischen "it was ok" und "I liked it", aber da 2 Sterne für die meisten als schlechte Bewertung gelten und es mehr daran lag, dass ich dieses Genre sonst fast nie lese, bleibt es bei 3. Oder 2,7.

Im Nachwort schreibt Cornwell, dass er vor der Recherche davon ausging, viel mit höfischen Idealen und Rittern zu tun haben würde - und ehrlich gesagt, habe ich das auch ein wenig gedacht. Vor allem, weil ich bislang meist historische Romane rund um die Tudors gelesen habe, also an einer höfischen Welt. Hier allerdings spielen die Adeligen nur Nebenrollen, während man Thomas dem Bastard aus Hookton folgt, der als Bogenschütze in den Dienst von William Skeat tritt und dadurch für den englischen König in dem kämpft, was später als Anfang des 100-jährigen Kriegs bekannt wurde.

Entsprechend ist das Buch rau, brutal, dreckig und düster - gleich am Anfang wird das Dorf Hookton überfallen und niemand geschont. Cornwell geht nie zu sehr ins Detail, aber er lässt das Morden, Vergewaltigen und Brandschatzen auch nicht unter den Tisch fallen. Ich bin kein Experte zu dieser Zeit und dem alltäglichen Leben damals, aber es erscheint alles authentisch. Nicht geschönt, nicht verzerrt aus Perspektive der Herrschenden, sondern authentisch echtes Soldatenleben. Als solcher erkennt Thomas auch erst sehr spät, was er mit den Vergewaltigungen, die beim Plünden einer Stadt völlig normal für ihn und seine Kameraden sind, den Frauen angetan hat. Ob der Subplot jetzt rein muss oder nicht ... auch, ob man es lesen will, oder nicht, ist eine andere Frage. Immerhin bekommt man als Leser schon mit dem Eingangszitat unverblümt gesagt, was einen erwartet.

Der Plot an sich ist ganz okay. Es gibt natürlich eine Mission, auch wenn Thomas die selbst immer wieder vergisst. Als unwilliger Held, der dazu ausersehen ist, eine heilige Aufgabe zu erfüllen, überzeugt er nicht ganz. Zudem irritiert mich der Untertitel, weil der Gral, der dort erwähnt wird, vielleicht ein halbes Dutzend Mal erwähnt wird, mehr nicht. Oder ist das der Reihentitel? Dann würde es mehr Sinn ergeben.

Die Charakterzeichnungen sind recht oberflächlich. Historische Authentizität geht über alles, also darf hier niemand überaus klug sein oder sich über die Norm der Zeit erheben. Eine erfrischende Abwechslung zu dem x.ten Roman, in dem eine Wanderhure oder sonstige Frau so gänzlich anders ist und unrealistischerweise ein Abenteuer nach dem anderen erlebt. Frauen gibt es dafür in "Der Bogenschütze" kaum und warum diese beiden da sind, erschließt sich mir auch nicht recht. Vielleicht werden sie später noch bedeutsam, denn hier ist weder Jeanette noch Eleanor irgendwie wichtig. Dass Jeanette anfangs als "Amsel" selbst kriegerisch tätig wird, ist schnell vergessen, sobald sie für männliche Charaktere als Liebchen herhalten kann. Sie hat mir überhaupt nicht gefallen.
Alles in allem hat mir das Buch aber ein besseres Bild der Zeit vermittelt und Schlachten veranschaulicht, über die ich mich bislang noch nie schlau gemacht habe. Aus dem Grund werde ich mir vielleicht irgendwann auch noch die Nachfolgebände ausleihen, ansonsten bleibt Cornwell aber ein spezielles Lesevergnügen, nach dem man sich fühlen muss.