A review by schreibratte
A History of Scotland by Neil Oliver

3.0

Ein Geschichtsbuch ist doch immer etwas anderes als ein Roman. Es ist normal, dass es sich hier und da etwas zieht und dass man es nicht so schnell wegliest. Also halte ich auch nur in Stichpunkten fest, was gut und was schlecht war:

Was mir gefallen hat:
- Neil Olivers Erzählstimme. Sie geht nirgends unter und verleiht dem ganzen einen individuellen Stil
- der Fokus auf einzelnen Personen, die zwar bestimmt nicht immer historisch korrekt dargestellt wurden und hier und da viel Spekulationen enthielten, das Ganze dafür aber lebendiger werden ließen
- mehr Gewicht für Zusammenhänge, Kausalitäten und Zeitgeist als Daten und Herrscherhäuser
- die feine Balance zwischen schottischem Patriotismus und Vermeiden, deshalb in nationalistische Sichten abzudriften
- Bilder! Und weitere Lesehinweise, sowie ein Stichwortverzeichnis, wenn man noch mal nachblättern will, wie das mit einzelnen Ereignissen war
- alle Kapitel, die sich um Zeiten drehten, von denen ich eh schon viel wusste: Pikten und Kelten, Mary Queen of Scots, die Jakobiten und Culloden (hallo, Outlander!)

was mir nicht gefallen hat:
- der Anfang. Himmel, wie lange kann man über Steine schreiben? Und wie weitschweifend ist es, die Geschichte Schottlands erst mal mit der Entstehung der Erde und Kontinente zu beginnen? Mag zwar korrekt sein, aber wenn ich das will, such ich mir ein anderes Buch
- so viel Gewicht auf Zusammenhängen und Einzelpersonen, dass ich ungefähr nichts mehr weiß von den Epochen, von denen ich auch vorher nichts wusste. Es verschwimmt alles ineinander und vor allem, wenn der Sohn noch hieß wie der Vater und alle James nicht nur eine Nummer hatten, sondern gleich mehrere (weil König von Schottland und König von England...)
- Hier und da war es mir viel zu sehr gefärbt von Neil Oliver. Und zu spekulativ
- ein paar Zeittafeln oder Ähnliches wären nett gewesen. Klar, schreckt ab, weil es an ein Schulbuch erinnert, aber hätte mir sehr geholfen, wenn ich orientierungslos war, was gerade passiert

Generell war es für einen Überblick zu viel Input, für Einzelepochen und Schicksale zu wenig. Trotzdem eine lohnenswerte Lektüre.