A review by bookishyvonne
Dschinns by Fatma Aydemir

challenging emotional reflective medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

5.0

Ich bin eine der 20 Buchpreisblogger*innen 2022 und mit Stolz zeige ich euch mein Patenbuch “Dschinns” von Fatma Aydemir. Dieses Buch hat es auf die Shortlist geschafft! Ein kurdischer Familienroman, der es in sich hat.

CN: Ableismus (Sp-Wort), Alkohol, Brandanschlag, Drogen, Gewalt (häusliche), Herzinfarkt, Homofeindlichkeit (Sch-Wort), Rassismus (racial profiling), Suizid, Suizidalität, Therapie (retraumatisierend), Tod eines Elternteils, toxische Männlichkeit, Victim Blaming

30 Jahre lang hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet und nachdem er seinen Traum einer eigenen Wohnung in Istanbul verwirklicht hat, stirbt er an einem Herzinfarkt. Nach und nach reist seine Familie nach Istanbul, um sich ein letztes Mal von ihm zu verabschieden.

Dabei haben alle mit ihrer eigenen Geschichte zu kämpfen. Diese lernen wir durch die 6 Kapitel kennen, die jeweils aus der Sicht eines Familienmitglieds erzählt wird. Die Autorin verwebt wichtige Themen wie Migration, Rassismus, sexuelle Identität, Feminismus, Gewalt, Generationskonflikte und -traumata.

Besonders spannend finde ich das Thema Zugehörigkeit(sgefühl). Peri fragt sich, was es bedeutet, Kurdin zu sein. Vor allem, kann sie sich überhaupt Kurdin nennen, ohne Kurdisch sprechen zu können? Hüseyin hat es seiner Frau Emine verboten, Kurdisch zu sprechen oder es ihren Kindern beizubringen, in der Hoffnung, sie dadurch schützen zu können. Sie müssen sich assimilieren, um überleben zu können. Doch was bedeutet Assimilation?

"Assimilation, dachte Peri, hatte eben keine Geschichte. Sie war das Gegenteil von Geschichte. Sie war ihr Ende, ihre Ausrottung. Sie war die Leere im Herzen, wann immer jemand von Heimweh sprach. Sie war das ausbleibende Bedürfnis, Menschen zu korrigieren, wenn sie deinen Namen falsch aussprachen. Was, wenn es gar nicht die Aussprache war, die falsch war, sondern der Name selbst?" (182)

Es wird immer wieder auf die Konflikte hingewiesen, was es bedeutet Kurdisch zu sein. Peri vertritt später auch die Meinung, dass es wichtig ist sich als Kurdin zu bekennen, nachdem sie ein wichtiges Gespräch geführt hat. "Wenn wir nicht sagen, dass wir Kurden sind, dann gibt es uns nicht." (211) Doch Hakan sieht es anders und will sich darüber keine Gedanken machen. Und auch das ist eine legitime Art und Weise, mit dem eigenen Anderssein zurechtzukommen. Er wird bereits in Deutschland als “anders” wahrgenommen, da will er das in der Türkei nicht auch erleben müssen.

All die Themen, die hier behandelt werden, und der Umgang der Figuren damit, machen sie für mich authentisch. Ich bin auch sehr froh, dass nicht nur die Perspektiven der Kinder dargestellt werden, sondern auch die der Eltern. Vor allem die von Emine finde ich wichtig, weil es schlitchweg eine andere Generation ist und ich viele Verhaltensweisen erst durch einen Einblick in ihre Gedanken besser verstehen konnte.

Kurz: “Dschinns” ist ein intensiver und wichtiger Roman, der von allen gelesen werden sollte.