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heikosstories 's review for:

Allegro Pastell by Leif Randt
3.0

Wenn verkopfte Menschen denken, sie haben alles durchdacht, haben sie meist nicht daran gedacht, dass es noch andere Denkweisen gibt.

So und nicht viel anders würde ich den Gesamtzustand von "Allegro Pastell" beschreiben. Zwei verkopfte, wenngleich, etwas neurotische, und wirklich uncharmante Hauptcharaktere, die theoretisch komplett unsicher und spießig sind (dies aber im Verlauf des Buches natürlich durchgehend durch ihre Taten zu verneinen versuchen) treffen aufeinander und verlieben sich. Das Ergebnis ist ein Buch mit relativ vielen Worten, und mit sehr wenig Inhalt. Genauso wie das Leben der beiden Hauptcharaktere. Viel heiße Luft und große Worte um nichts.

Es war zugegebenermaßen recht interessant (wenn schon nicht spannend) auf knapp 300 Seiten über-selbstreflektierte Menschen dabei zu beobachten, wie sie komplett unselbstreflektiert sind und dabei zwanghaft entlang ihrer selbstdefinierten Selbstdarstellung agieren.

"Allegro Pastell" ist dabei durchgehend ein wundervoller Widerspruch: es wird so viel über die eigenen Gefühle gesprochen, so viel analysiert und formuliert, dass am Ende des Tages kein Raum geschaffen wird, um Gefühle bei dem Leser (zumindest bei mir) aufkommen zu lassen.

Vielleicht schießt sich das Buch (genauso wie es auch der Kracht Roman "Faserland" es getan hat) erst nach dem 2. oder 3. mal lesen in mein Herz, doch -und das muss ich leider zugeben- dafür müsste es erst einmal genug in mir ausgelöst haben, dass ich es gerne wieder lesen möchte. Während "Faserland" mich durchgehend (auf negative Weise) berührt hat und mich das Buch so auf eine unangenehme Art und Weise auch nach dem Beenden beschäftigt hat, lässt mich "Allegro Pastell" relativ kalt. Aber auch das war vielleicht so angedacht.

Darauf erst einmal eine kleine Teepause.