A review by missbookiverse
Graffiti Moon by Cath Crowley

5.0

Liebes Graffiti Moon,
du bist ja wahrlich kein unbekanntes Gesicht in der englischen Bücherwelt. Hier und da habe ich dich wahrgenommen, aber nicht weiter beachtet. Graffiti? Och ja, ist nicht unbedingt ein Thema, das mich in wahnwitziger Schnelligkeit den Bestellbutton klicken lässt.
Dann hat Captain Cow dich in den Himmel gelobt. Und da die Kapitänin nun mal weiß, was gut ist und ich dich ein paar Wochen später zufällig in der Bibliothek hab rumhängen sehen, bist du mit nach Hause gewandert. Aus lauter Neugier hab ich gleich deine ersten 20 Seiten gelesen. Das war blöd. Das hat nicht gefunkt. Also zurück auf den Stapel und bequem übers Internet den Ausleihe-Verlängern-Button gedrückt.
Einige Wochen später Versuch Nummer 2: diesmal waren die ersten 20 Seiten gar nicht so übel, wenige Seiten später hatte ich sogar richtig Spaß und schwupp, war es um mich geschehen. Liebe auf den zweiten Blick.

Es ist wirklich Liebe, Graffiti Moon. Ich schäme mich ein bisschen dich beim ersten Mal so verschmäht zu haben, deshalb erkläre ich dir jetzt ausführlich, was ich alles an dir mag.

1. Die Graffitis, die Shadow sprüht. Du hast sie mir so lebhaft beschrieben, dass ich sie mir wunderbar vorstellen konnte (und trotzdem sehnsüchtig die Wände Berlins nach ihnen absuche). Fast alle von ihnen spiegeln auf bildliche Weise Shadows Seelenleben und seine Erlebnisse wieder. Wie Metaphern, aber subtil, weil du sie mir Gott sei Dank an keiner Stelle erklärt hast.

2. Deine Figuren. Lustig, cool, intelligent, interessant, ehrlich. Das trifft auf beinahe jeden in diesem Buch zu: Lucy und Ed. Lucys Freundinnen (Jazz ist einfach herrlich). Lucys Eltern. Leo. Bert. Al. JEDE deine Figuren ist saucool und es war toll die Nacht mit ihnen zu verbringen.

3. Kunst. Es ist nicht so, dass ich Gemälde und Maler nicht mag. Ich hatte bloß nie besonders guten Kunstunterricht. Ich würde total gern mehr über die verschiedenen Epochen und Künstler erfahren. Jedes Mal, wenn Lucy und Ed den Namen eines Bildes oder eines Malers erwähnt haben, wollte ich es googeln, um besser verstehen zu können, wovon sie reden, um mir meinen eigenen Eindruck zu verschaffen. Du hättest mit einem Bildanhang kommen sollen!
Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass Magritte der ist, der diesen Mann mit dem Apfel gemalt hat (und die gruseligen Menschen mit den Tüchern über den Köpfen) und dass ich seinen Stil unheimlich gern mag.

4. Glasbläserei. Haaach. Ich liebe Kunst aus Glas und Glasbläserei und all das Zeug. Es ist so erfrischend darüber mal etwas in einem Buch zu lesen, sogar ohne dass es altbacken rüberkommt. Und dann beschreibst du Lucys Glaskunstwerke auch noch so toll. Kann sie bitte in Berlin eine Ausstellung machen? Mit Al zusammen? Und Eds Graffiti?

5. Deine Ausgangssituation ist ein bisschen gemein, aber dadurch so interessant. Lucy ist nämlich auf der Suche nach „Shadow“, einem Graffitikünstler. Leider muss sie die Nacht mit Ed verbringen, einem ehemaligen Mitschüler, den sie nicht besonders gut leiden kann. Was sie nicht, aber dafür der Leser, weiß ist, dass Ed Shadow ist. Verzwickte Situation willkommen.

Okay, eine Sache fand ich doch ein klitzekleinesbisschen doof. Du lässt Lucy und Ed (und manchmal Poet) abwechselnd von dieser einen Nacht berichten. Bei ihren Erzählungen überschneiden sich die Geschehnisse meistens ein wenig, was an jedem Kapitelanfang eine kleine Dopplung ergibt. Fand ich unnötig und manchmal nervig. Aber, pff, nicht so wichtig.

Graffiti Moon, diese eine Nacht mit dir fabelhaft. Das machen wir irgendwann noch mal. Unbedingt!

Alles Liebe,
Infinite Playlist