A review by marli1002
28 Tage lang by David Safier

5.0

„Was für ein Mensch willst du sein?“


Das ist die Frage, die sich durch das ganze Buch zieht, und die sich nur die Protagonistin Mira, sondern auch man selbst immer wieder stellt. Mira lebt in einer Welt, die so unglaublich grausam ist, dass es schwerfällt, sich selbst klarzumachen, wie real und gar nicht wirklich lange her das Warschauer Ghetto und der Ghettoaufstand sind. Mira ist eine Heldin, die glaubhaft ist, die nicht perfekt ist und trotzdem ohne jeden Zweifel gut, deren Handlungen man nachvollziehen kann, so weit das bei solch eigentlich unvorstellbaren Dingen wie denen, die Mira erlebt, möglich ist. „28 Tage lang“ ist ein Roman, der ein wenig gebraucht hat, um mich vollends zu fesseln, dessen einfache Sprache und (scheinbare) Versteifung auf die durch eine einzige Begegnung ausgelöste Schwärmerei Miras mich am Anfang gestört haben. Die Handlung allerdings hat mich dann so mitgerissen, dass es schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen, dass es mich zu brennender Wut und Tränen geführt hat und trotzdem ein Fünkchen Hoffnung übrig lässt.
Es passiert viel, zu viel vielleicht, Mira ist von sämtlich vorstellbaren Charakteren umgeben und erlebt alles, was sie nur hätte erleben können, aber das Buch wirkt trotzdem nicht vollkommen überfrachtet. Und es ist ja auch ein Roman, keine historische Abhandlung mit Anspruch auf vollkommener Realitätsnähe. Trotzdem ist der Roman überraschend nah an der Realität, liest man das abschließende Interview mit David Safier.
Alles in allem ist es ein Roman, der mir an manchen Stellen zu sehr als Action-, als Spannungsroman erschienen ist, mich aber trotzdem so sehr bewegt und berührt hat, mich zum Nachdenken gebracht hat, dass ich nicht weniger als 5 Sterne geben könnte. Denn das ist es, was ich mir von einem Buch erhoffe, und das auch trotz kleiner sprachlicher und handlungstechnischer Makel ein großartiges Buch schafft.