A review by taaya
Die Mitternachtsbibliothek by Matt Haig

emotional reflective slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

2.0

Ehrlich gesagt ist mir der Roman gleichzeitig zu prätentiös und zu einfach gedacht. Was soll das mit Thoreau? (Tatsächlich hab ich noch nie jemanden, der nicht cis-männlich ist, Thoreau mögen sehen, vielleicht hat mir das zu sehr Schwierigkeiten gemacht. Weil die Protagonistin so ... so männlich-denkend geschrieben wurde und das das Ganze auf die Spitze trieb.) 

Aber auch die Schlussgedanken. Dass man sich einfach nur mehr Mühe geben muss, dann ist ein Leben schon lebenswert? Gerade von Haig, der selbst suizidal-depressiv war, hätte ich irgendwie mehr erwartet, als letztlich auf schädliche Plattitüden aufzubauen und in einer Gesellschaft, die ohnehin schon wissenschaftlich nachweislich anstrengender ist, als noch vor einigen Jahrzehnten (trotz oft zumindest etwas besseren Arbeitsbedingungen), darauf rumzureiten, dass man doch gefälligst nur wollen soll, und wer das nicht kann, der strengt sich nur nicht genug an. 

Und auch mit der Geschichte selbst hab ich Probleme. Man plumpst ohne jegliches Hintergrundwissen in ein anderes Leben und das fällt NIEMANDEM auf? Das macht überhaupt keine Probleme? Da macht sich keiner Sorgen, niemand schleppt einen zum Neurologen, ob man vielleicht frühzeitig Alzheimer kriegt, nichts? Wieder ... zu kurz gedacht. 

Also ... stilistisch war das gut geschrieben, der Grundgedanke ist auch nicht schlecht. Aber ... die Umsetzung ist halt mehr ein halbgarer Kalenderspruch und vielleicht Inspiration Porn, als wirklich gedankenanstoßend, hilfreich oder auch nur eine gute Repräsentation von Depression.

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