A review by books_and_sorcery
Die Tausend Leben des Ardor Benn by Tyler Whitesides

Did not finish book.
Ich habe dieses Buch nach 30% abgebrochen, es war leider nichts für mich.

Gut gefallen hat mir das Setting: Ein Insel-Archipel, das voll von Kultur ist! Der Autor ist selbst klassischer Musiker und baut das sein Fachgebiet in das World Building ein - Kunst und vor allem Musik in dieser High Fantasy-Welt sind authentisch und vielfältig, was ich als musikbegeisterte Person natürlich großartig finde. Religion spielt ebenfalls eine tragende Rolle, was mir ebenfalls super gut gefällt.

Meine Gründe für den Abbruch nach 30% lassen sich nicht so leicht runterbrechen, aber ich versuchs: Ich kam mit dem Magiesystem nicht klar. Ich werde wohl nie ein Fan von harten, komplizierten Systemen sein und dieses hier beruht auf Chemie und Physik. Das Lesen der Actionszenen hat mir Kopfschmerzen bereitet, sich nicht natürlich angefühlt. So bin ich die meiste Zeit ins schnelle Überfliegen dieser Passagen abgerutscht, was dem Buch nicht gerecht wird. Ein Fauxpas für mich ist, dass in der deutschen Ausgabe das Glossar fehlt. In der englischen gibt es Tabellen und Erklärungen, was für mich ein Muss bei so einem Magiesystem ist.

Am wichtigsten sind mir Charaktere und diese Protagonist*innen hier fand ich furchtbar. Ardor Benn, ein “Gentleman”-Gauner, war mir unfassbar unsympathisch - obwohl intendiert ist, ihn als “Gentleman” wahrzunehmen. Er ist bevormundend und paternalistisch, vor allem in Bezug unsere Protagonistin Quarrah - was mir besonders unangenehm war.

Quarrah ist eigentlich eine coole, badass Diebin, wird aber immer, wenn sie mit Ardor zusammen ist, zu einem verschüchterten Mädchen, dass ständig errötet. Selbst in diesen mageren 30% des Buches habe ich viel zu oft die Augen gerollt. Sie vergöttert unseren Gentleman Ardor von der ersten Minute an und ich wusste echt nicht, warum. Beim Satz “Er ist nicht wie andere Männer” ist mir mein Gedultsfaden entgültig geplatzt. Als bis zu dem Punkt einzige ausgearbeitete Frauenfigur ist mir so eine Charakterisierung sauer aufgestoßen; von einem aktuellen Adult Fantasy Buch erwarte ich da mehr Feingefühl.

Sprachlich konnte es mich auch nicht mitreißen; es gab viele, viele exposition dumps, bei denen ich meine Aufmerksamkeit nicht habe Aufrecht erhalten können. Für mich fühlte es sich total gekünstelt an, wie das World Building rübergebracht wurde. Ohne abwertend sein zu wollen, es liest sich recht "jung" / eher YA, manches Mal fast comichaft, aber ohne witzig zu sein (für mich zumindest). Wenn das komplizierte Magiesystem nicht wäre, wäre es wahrscheinlich ein Jugendbuch - was nicht negativ gemeint ist, aber habe mich auf eine Adult Fantasy Diebes-Geschichte eingestellt und das hat mir das Buch leider nicht gegeben. Mir fehlte der Witz, die Schnelligkeit und eine gewisse Raffinesse, die glaube ich gewollt, aber für mich nicht gut umgesetzt war.

Ich kann mir vorstellen, dass es was für Fans der Nebelgeborenen-Trilogie sein könnte, so vom Feeling und Schreibstil her; auch wer sich für harte Magiesysteme begeistern kann und sich da aufmerksam reinfuchst, könnte Spaß haben. Der Autor war übrigens sogar Student bei Brandon Sanderson, man sieht den Einfluss da auf jeden Fall. Aber ich mochte die Nebelgeborenen ja leider auch nicht...

Das Cover von Ben Zweifel ist absolut obergenial. Ich liebe es, dass Panini die originalen Cover übernimmt. Auch die Cover der nächsten Bände sind unglaublich schick.

Danke trotzdem an das Rezensionsexemplar von Lovelybooks.