A review by lillicharlotte9
Everything Under by Daisy Johnson

challenging dark emotional mysterious medium-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

5.0

Huiuiui. Das war messy. Also ich mochte es, es ist genial auf literarischer Ebene, aber so vom Plot her huiuiui. Verworren, verschwommen, verwirrt, verwirscht... Man wusste irgendwann schon den Plot, aber es war trotzdem total verwickelt. Und so gut auf die Details geachtet, also wie zum Beispiel Sarah immer Orangen isst, und Margot orangenschalenessend gefunden wurde und gesagt wird, dass Alzheimer die Größe einer Orange vom Gehirn raubt ist genial. Und dann die Wörter, und wie Sprache einen definiert, oder eben auch nicht, und wie Eltern einen definieren oder eben auch nicht, und was vererbt wird und was gelernt wird. Und der Bonak, den Sarah erschaffen hat, weil sie keine Verantwortung übernehmen will. Und dass Fiona trotzdem immer recht hat. Und wie beide Kinder von Sarah Gretel hießen und Gretel damit eigentlich nur der Versuch von Sarah ist, es wieder gut zu machen, dass sie Margot ausgesetzt hat. Und dass sie sagt, dass sie den Bonak getötet hat in der Nacht, in der Marcus stirbt. Weil Marcus ihr Bonak war, beziehungsweise nicht er, sondern ihr eigenes Handeln im Bezug auf Marcus. Und dass der Bonak dann trotzdem nicht weg ist, sondern sie ihn immer weiter jagt. Und dass die Kapitel, in denen Gretel nach ihrer Mutter sucht mit die Jagd überschrieben sind, weil ihre Mutter eigentlich der Bonak ist. Und wie sie ihn tötet, als Gretel endlich die Wahrheit versteht und dann Sarah darin steht und Gretel erkennt, dass eigentlich ihre Mutter der Bonak ist. Und wie alle von flussabwärts fliehen, weil sie vor etwas Angst haben. Wie es einfach immer verschieden heißt, aber der Bonak ja auch einfach das ist, wovor man sich fürchtet. Und für die Fleischerin ist es vielleicht, dass ihre Tiere geklaut werde. Das wird ja alles nicht geklärt mit den vielen Todesfällen am Fluss und den verschwundenen Tieren und allem. es ist einfach, wovor die Menschen Angst haben, weil sie es sich nicht erklären können. Und jeder erschafft seinen Bonak selbst. Und natürlich die Frage nach dem Schicksal, das in diesem Buch unabdingbar zu sein scheint, da Fiona sich selbst erfüllende Prophezeiungen gibt. Und wie einen die Kindheit prägt und die Beziehung zu Eltern und Angehörigen. Und wie Sarah ihre Sprache verliert und ihre Erinnerung, an alles, was nicht ihr Bonak war. Und dass sie zweimal ihr Kind namens Gretel verlassen hat. Und wie viele Sachen auch nicht so richtig aufgeklärt werden. Am ende heißt es zwar neue Anfänge und vielleicht ist es wirklich Christopher Jung ganz gut, dass Sarah tot ist, denn dadurch hat Gretel vielleiht endlich die Chance, mit der Vergangenheit und ihrer zerstörerischen Mutter abzushchließen. Aber vielleicht kann sie das auch nicht, weil sie ja auch immer von Tod als Fortgehen geredet hat, da sie den Tod irgendwie nur wie eine längere Abwesenheit wahrnimmt. (Genau das ist auch das, was ich empfinde, weil ich es nicht schaffe, die Endgültigkeit mancher dinge zu begreifen, geschweige denn zu akzeptieren, aber das ist ein anderes Problem...) Und auch wie unglaublich allein alle drei Hauptcharaktere sind. Einfach einsam und völlig verlassen und dadurch abgeschieden von der Welt, wie sie es auf dem Boot waren, zwar zusammen, aber jede mit ihrem eigenen Bonak/Kanaldieb. Und auch ein tolles Bild ist, wie am ende der Fluss anschwillt und den Hügel umspült durch den vielen Regen und es in meinem Kopf wie eine Insel aussieht, auf der das Cottage steht und dass Gretel und Sarah dadurch wieder weg von der Welt sind, Außerirdische, die nicht in die Welt passen und auch immer davon getrennt sein werden und Gretel auch nie so richtig Zugang zu der wirklichen Welt finden wird, da ihre Mutter vielleicht tot ist, ihr Bonak aber och lange nicht, solange sie darauf wartet, dass ihre Mutter wieder zurückkommt. (Sie hat Gretel durch ihrer Selbstmord übrigens das zweite Mal verlassen) Was mich gewundert hat, ist, dass sich Sarah am Ende erhängt hat und nicht irgendwie im Zusammenhang mit Wasser gestorben ist, so wie alle anderen in dem Buch. aber vielleicht, weil zwischendrin auch mal stand, dass sie unsicher an Land geworden ist und sich nur noch auf dem Wasser wohl fühlt und dass sie deshalb nicht die Genugtuung bekommt, auch mit Wasser zu sterben. Und Wasser ist für Sarah etwas sehr positives, davor hat sie keine Angst, Gretel und Marcus aber schon.
So jetzt, wenn ich nochmal reflektiere, was es schon wirklich wirklich richtig gut, ein richtiges Kunstwerk, verstörend aber auch zum Nachdenken anregend! Beeindruckend! Jetzt wo ich so drüber nachdenke gebe ich dem Buch doch 5 Sterne, weil es so gut war, aber ich weiß nicht, ob ich es nochmal lesen würde, weil es schon auch verstörend und einfach eine ganze menge to unpack war, aber ein Kunstwerk ohne Frage!

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