A review by violetzje
Steles of the Sky by Elizabeth Bear

5.0

Die Eternal Sky Trilogie ist reich besetzt mit den verschiedensten, höchst interessanten Charakteren – Nekromancer, Schamanen, Reiternomaden, Mönche, Tigerwesen, Prinzessinnen, Zauberer ohne Magie – durch Perspektivwechsel erhält der Leser Einblick in das Leben, den Alltag, die Motivation und die Probleme all dieser Figuren. Feine kulturelle Unterschiede werden dabei geschickt und subtil eingeflochten, ohne dass sich der Leser wie ein Fremder fühlt, dem Dinge erklärt werden müssten. Jede Szene ist dabei reich an Details und Kontext wie ein Guillermo del Toro Film – und absolut atmosphärisch.

Was mich sehr beim Lesen erfreute war die hohe Bandbreite an weiblichen Figuren – starke Mütter, schwache Mütter, altruistische Frauen, egoistische Frauen, fremdgelenkte Frauen, von sich selbst angetriebene Frauen, Frauen die kämpfen, Frauen die dichten, Frauen die zaubern – diese Varietät sieht man selten in epischer Fantasy. Jeder dieser Frauen wird der Raum eingeräumt, über sich hinaus zu wachsen, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, und letztlich fühlt sich ein bei so vielen Frauen unausweichlicher Showdown zwischen ihnen nicht an wie ein Cat-Fight zwischen dem „guten“ Frauenideal und der „bösen“ Frau – nein, es sind drei-dimensionale Charaktere mit ihrer eigenen Geschichte und ihrem eigenen Antrieb, die aufeinander treffen.

Der queer content schließlich tritt in Form von Nebenfiguren in Erscheinung: da gibt es ganz nebenbei Nebenfiguren, die homosexuell sind (und zum Ende hin endlich wieder ihre große Liebe treffen und eine zweite Chance bekommen), die Schamanen der Steppe sind regulär intersex/agender, und – kleiner Spoiler – die Hauptfiguren finden sich in einer polyamoren Beziehung zusammen. Und nichts von diesen Dingen wird als Problem dargestellt – sondern ist einfach. So stelle ich mir inklusive Fantasy vor.

Eternal Sky empfehle ich definitiv jedem. Vom Genre her spricht die Trilogie vor allem Fans epischer Fantasy an und bietet Abwechslung vom „mittelalterlichen England“-Setting. Zwar spielt Magie (und gelegentlich Drachen) eine große Rolle, doch kein Konflikt wird ausschließlich durch diese Magie kreiert – es geht um Politik und Macht (wie in diesem Genre üblich). Magie tritt dabei als Hilfe aufs Spielfeld, ist aber keine Universallösung – somit bleibt das gesamte Konzept sehr realistisch und glaubwürdig. Eine Welt, in der man sich verlieren kann – auf 300-400 Seiten pro Buch gut verschlingbar ohne zu erschlagen.