A review by majca
Sprache und Sein by Kübra Gümüşay

challenging informative reflective medium-paced

4.0

Sprache öffnet uns die Welt und grenzt sie ein.

Auch wenn das Buch wesentlich weniger um Sprache im linguistischen Sinne ging als erhofft war die Frage wie Sprache gesellschaftliche Strukturen aufrechterhält und bestimmte Gruppen unsichtbar macht ganz ansprechend ausgeführt. 
Besonders eindrücklich schildert die Autorin, wie es sich anfühlt, stets als „die Andere“ wahrgenommen zu werden und nie einfach als Individuum sprechen zu können. Diese Perspektiven sind wichtig.

Allerdings fehlte mir an einigen Stellen die gedankliche Tiefe, die über bereits bekannte Einsichten hinausgeht. Vieles, was Gümüşay ausführt, ist nachvollziehbar und richtig, aber wenig neu oder überraschend. Viele ihrer Reflexionen über Sprache und Identität bleiben recht allgemein oder sind hinlänglich bekannt. Besonders deutlich wird dies am Ende des Buches, als die Autorin dafür plädiert im offenen und respektvollen Dialog miteinander zu bleiben. Eine wirklich ausgesprochen allgemeine und offensichtliche Schlussfolgerung.

Darüber hinaus fiel es mir nicht immer leicht, dem Buch in seiner Argumentation zu folgen. Zum einen verschwimmen an einigen Stellen persönliche Überzeugungen mit allgemeinen Aussagen, ohne dass immer klar unterschieden wird, was subjektive Erfahrung ist und was eine allgemeingültige Erkenntnis sein soll. Zum anderen empfand ich die Struktur als wenig kohärent – zentrale Gedanken tauchen mehrfach in ähnlicher Form auf, während andere Aspekte, die eine tiefere Auseinandersetzung verdient hätten, nur angerissen werden. 

Ein in seiner Thematik wichtiger und nach wie vor aktueller Essay, der aber weniger zum existierenden Diskurs beiträgt als er sich wünscht.