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josiinlit 's review for:

Hard Land by Benedict Wells
5.0
adventurous challenging emotional inspiring sad medium-paced
Plot or Character Driven: Character
Strong character development: Yes
Loveable characters: Yes
Diverse cast of characters: Yes
Flaws of characters a main focus: Yes

Für mich ist Hard Land das beste, beste, beste Buch.

Es gibt Bücher, die liest man. Und dann gibt es Bücher, die erlebt man – wie ein Sommer, der nie wiederkommt. Hard Land von Benedict Wells ist genau so ein Buch. Es ist warm, rau, melancholisch und absolut durchdrungen von diesem einen Gefühl: dem bittersüßen Zwischenraum zwischen Kindheit und Erwachsensein.

Die Geschichte spielt in den 80er Jahren in einer kleinen amerikanischen Stadt. Der fünfzehnjährige Protagonist lebt in einer Welt, in der vieles bröckelt: Zuhause ist seine Mutter schwer krank, Freunde gibt es kaum, und die Leere scheint oft lauter als alles andere. Doch dann beginnt er einen Sommerjob in einem alten Kino – und mit ihm beginnt der wohl schrecklichste und gleichzeitig schönste Sommer seines Lebens.

Was Hard Land so besonders macht? Es ist roh und ehrlich. Die Sprache wirkt manchmal schlicht, beinahe plump – aber genau das ist ihre Stärke. Wells wollte klingen wie ein Fünfzehnjähriger, und das gelingt ihm auf eine Art, die unglaublich nahbar ist. Vielleicht gerade deshalb habe ich das Gefühl, als würde dieses Buch direkt mit mir sprechen. Ich habe es das erste Mal gelesen, als ich selbst fünfzehn war. Und jetzt, Jahre später, hat es nichts an Bedeutung verloren. Im Gegenteil: Es fühlt sich noch immer wie mein ganz persönliches Herzbuch an.

Ich markiere mir oft schöne Formulierungen, und bei kaum einem Buch habe ich so viel unterstrichen wie hier. Es ist voller kleiner, unscheinbarer Sätze, die plötzlich etwas in einem aufbrechen lassen. Ich bin ein emotionaler Mensch, aber selten habe ich beim Lesen so sehr geweint. Nicht, weil Hard Land nur traurig wäre – das ist es keineswegs – sondern weil es mich an so vieles erinnert hat: an Verluste, an Freundschaften, an Sommer, die viel zu schnell vorbeigingen.

Worum es in dem Buch geht?
Um Melancholie. Um den Tod. Um Vermissen. Um erste Liebe, um Freunde finden. Um Zerrissenheit. Um das ungreifbare Gefühl, gleichzeitig Kind und fast schon erwachsen zu sein. Es geht ums Aufwachsen in all seiner Widersprüchlichkeit – mit genau diesem Gefühlschaos, das jeder kennt, der einmal irgendwo zwischen gestern und morgen stand und nicht wusste, wohin mit sich.

Die Figuren sind glaubwürdig und tief, sie tragen die Geschichte. 
Natürlich ist Hard Land nicht frei von Klischees. Zu Beginn wirkt es fast wie die Blaupause jeder Coming-of-Age-Erzählung: nächtliche Autofahrten, Musik wie „Don’t Stop Believin’“, große Gefühle. Doch mit jeder Seite wächst es über sich hinaus. Es wird leiser, ernster, vielschichtiger. 

Ich habe danach viele andere Coming-of-Age-Romane gelesen. Manche gut, manche bemüht. Aber Hard Land? Das fühlt sich nicht an, als würde es etwas imitieren. Es weiß genau, was es ist. Und genau deshalb liebe ich es.

Ich wünsche dir eine schöne Zeit beim Lesen. Vielleicht wird es auch für dich das beste, beste, beste Buch ❣️❣️