You need to sign in or sign up before continuing.

missbookiverse's profile picture

missbookiverse 's review for:

Before I Fall by Lauren Oliver
5.0

Reread: 28.10.12 - 02.11.12 (Paperback) // 5 stars

___________________________________________

First read: 28.04.10 - 26.05.10 (Audiobook) // 5 stars

Before I Fall bedient sich des altbekannten "was wäre wenn" Prinzips im Rahmen eines sich stetig wiederholenden Tages. Diesen Tag muss Protagonisten Samantha Kingston durchleben. Sam ist ein Teenagermädchen, das zu den Beliebten an ihrer Schule gehört. Zu Beginn ist sie ein wenig tussig und oberflächlich, aber das ändert sich sobald sie in ihre Wiederholungsspirale stolpert und beginnt über ihre Taten nachzudenken. Sam hat außerdem drei beste Freundinnen - Lindsey, Elody und Ally - mit denen sie so ziemlich alles teilt (außer ihr Wiederholungsproblem), von Befürchtungen über das erste Mal bis zu Bagels über Gemeinheiten, die sie anderen Mitschülern antun.
Als Sam aber nach einem Autounfall erwacht und den gestrigen Tag immer und immer wieder durchlebt, beginnt sie an ihrer Lebenseinstellung und einigen Handlungen zu zweifeln. Möchte sie wirklich mit dem Schwarm der Schule zusammen sein? Ist es nicht gemein, ihren Sandkastenfreund Kent so zu ignorieren? Ist die weiße Weste ihrer Freundin Lindsey wirklich so rein wie diese nach außen vorgibt? Und vor allem: wie kann sie der ewigen Wiederholung eines einzigen Tages endgültig entkommen?

Ich habe schon in ein paar Rezensionen gelesen, dass den Lesern die Protagonistin Sam zu Beginn unsympathisch war. Mir ging das überhaupt nicht so. Vielleicht lag das auch an der Stimme der Hörbuchleserin, aber ich fand Sam von Anfang an unterhaltsam und quirlig, auch wenn ich nicht mit all ihren Taten einverstanden war (z.B. wie sie ihre kleine Schwester behandelt). Mir hat es auch großen Spaß gemacht den Alltag dieser 4-köpfigen Mädchenclique mitzuerleben. Trotz Oberflächlichkeit sind die Mädels, ihre Dialoge und Handlungen einfach unterhaltsam.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Wandlung, die Sam durchläuft. Am Ende des Buches ist sie ein ganz neuer Mensch, aber ihre Entwicklung dorthin ist nachvollziehbar und kommt sehr natürlich rüber. Nach dem letzten Satz, habe ich mir direkt noch mal den Anfang angehört, um besser den Unterschied zwischen Sam zu Beginn und Sam am Ende zu sehen. Die Charakterentwicklung der Freundinnen fiel leider etwas flach aus. Ich mochte es, dass ich im Laufe des Buches mehr über Lindsey, ihre Vergangenheit und einige ihrer Beweggründe erfahren konnte. Das hat ihr Tiefe und Glaubwürdigkeit verliehen. Für Ally und Elody hat es aber leider nicht mehr gereicht. Die beiden hätte auch gut eine Person sein können und es fiel mir schwer sie auseinanderzuhalten (es war aber auch nicht nötig, da sie nur Nebenrollen spielen).
Auch Juliets Rolle fand ich gut aufgebaut. Die Gründe, die sie für ihr Handeln vorbringt sind plausibel und ich fand es sehr realistisch, dass sie Sam nicht sofort verzeiht und ihr Vorhaben über Bord wirft, als Sam ein längeres Gespräch mit ihr führt.

SpoilerEin wenig schade finde ich, dass Lindsey, Elody und Ally nicht so richtig an Sams Entwicklung teilhaben können, da Sam verständlicherweise niemandem von der Zeitschleife erzählt. Leider könnte das gerade dem Ende zum Verhängnis werden. Das wird im Roman zwar offen gelassen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Lindsey und co. Juliet für Sams Tod verantwortlich machen werden. Trotzdem muss ich Lauren Oliver hier für das Ende loben. Es wäre einfach zu kitschig und inkonsequent gewesen, wenn Sam überlebt hätte.


Kommen wir zum Schreibstil. Der war echt super gut! Lauren Oliver schreibt sehr flüssig und hat ein großes Talent dafür romantische Szenen und Naturbeschreibungen so zu formulieren, dass sie weder langweilig noch abgedroschen klingen. Ich glaube ein bisschen Ruhm muss sie sich hier auch mit der Hörbuchvorleserin Sarah Drew teilen. Sie hat nämlich gerade die romantischen Szenen mit so unglaublicher Emotionalität und kraftvoller Aufregung in der Stimme rübergebracht, dass es eine Symphonie für die Ohren war zuzuhören. Sie ist für den Charakter Sam perfekt besitzt, da sie so eine mädchenhafte, quirlig-quietschige Stimme hat. Besonders die Momente, in denen Sam ihren Lehrer nachäfft, fand ich grandios.

Einen Minuspunkt gibt es, weil sich das Buch im ersten Teil ein wenig zieht. Als Sam erst noch begreift, dass sich ihr Tag immer wiederholt, ändert sich nicht allzu viel und die Beschreibung des Tagesablaufs ist unspektakulär und leicht langweilig.

Alles in allem ein wunderbares Buch, dass ich spontan als "Chicklit mit Tiefgang" bezeichnen würde. Meiner Meinung nach wäre die Story sogar ohne das Zeitschleifen-Element noch sehr interessant und ich bin unheimlich gespannt auf zukünftige Bücher von Lauren Oliver.