A review by missbookiverse
The Replacement by Brenna Yovanoff

2.0

Kurz und knapp
Ein gewöhnungsbedürftiges Buch. Als Leser muss man sich mit zwischen den Zeilen lesen und ungesagtem, aber vorausgesetztem Wissen anfreunden. Die männliche Erzählperspektive bietet Abwechslung, aber mir war der Protagonist zu weinerlich (und das sage ich als Fanboy-Verfechterin ;D). Einfach mal selbst versuchen.

Lang und breit
Was mir gleich auf den ersten paar Seiten sauer aufstieß, war der Name des Protagonisten: Mackie. Später stellt sich heraus, dass der Junge Malcom heißt und Mackie nur sein Spitzname ist, der leider konstant benutzt wird und mich jedes Mal wieder an diesen Zeichentrickigel hat denken lassen. Kein guter Start.

Mit Mackie ging es auch eher holterdiepolter weiter. Er ist ein netter Junge und am Ende traut er sich auch richtig was, aber insgesamt war er mir zu weinerlich. Am Anfang hat er ständig Kopfschmerzen und beklagt sich über sein Unwohlsein. Klar, in seiner Situation ist das nachvollziehbar, aber auf die Nerven ging es mir trotzdem.

Anders steht es um seine Schwester Emma und seinen besten Freund Roswell. Die beiden haben sich als starke Verbündete herausgestellt und sowohl die geschwisterliche als auch die freundschaftliche Beziehung zwischen den Dreien hat mich zum Lächeln gebracht. Sehr einfühlsam und glaubwürdig.

Nach dem Cover und der Inhaltsangabe habe ich von dem Buch mehr Grusel erwartet. Die Atmosphäre ist ab und zu auf jeden Fall schaurig und gerade die kreativ beschriebenen Kreaturen haben eine düstere Stimmung verbreitet, aber wirklich gegruselt habe ich mich nicht.
Dazu war ich einfach zu verwirrt. Gleich zu Beginn wird erwähnt, dass Mackie sehr heftig (=tödlich) auf Eisen reagiert und dass er kein Mensch ist, sondern als Baby vertauscht wurde. Für mich war der Fall mit diesen Hinweisen schnell klar: faerie. Die Symptome waren mir aus Büchern von Holly Black, Lesley Livingston und Maggie Stiefvater bekannt. Spannenderweise wird das Wort „faerie“ im ganzen Buch nicht erwähnt und am Anfang habe ich mich gefragt, ob die Autorin dem Leser einfach noch im Dunkeln tappen lassen will (natürlich nur die Leser, die noch nie von „faerie“ gelesen haben). Nach dem Buch bin ich mir jetzt sicher, dass das beabsichtigt war. Die Wesen sagen selbst, dass ihnen die Menschen die verschiedensten Namen geben und sie eigentlich nicht viel von Namen halten. Fand ich im Endeffekt äußerst akzeptabel, hat mich aber am Anfang verwirrt.

Das war es leider nicht mit der Geheimniskrämerei. Das ganze Buch über hatte ich das Gefühl, dass die Figuren ständig über etwas reden, von dem sie wissen, was es ist, ich aber nicht. Das hat mich irritiert und verärgert, passiert aber durchgängig immer wieder. Ich vermute, dass auch das beabsichtigt ist. Es geht ja auch darum, dass die Gemeinde von Gentry gern mal alles totschweigt und über nichts redet. Das hat die Autorin mit dieser Art des Erzählens perfekt widergespiegelt. Ich fand es aber anstrengend.
Dazu kommt, dass unheimlich viel einfach nur gelabert wird. Die Gespräche, die eigentlich Aufschluss über etwas geben sollten, haben sich endlos in die Länge gezogen und im Kreis gedreht. In manchen Dialogen wurde wirklich zwei- bis dreimal das gleiche gesagt. Obwohl ich das bei Büchern sonst gar nicht so viel brauche, hat mir hier wohl tatsächlich mal Action gefehlt.

Die Unbeantworteten
Warum haben Mackies Eltern ihn eigentlich aufgezogen? Er war ja gar nicht ihr richtiges Kind. Machen das da einfach alle so? Dann wären ja zig Bewohner keine richtigen Menschen.

Das erste Mal mit Brenna Yovanoff?
Jawohl.

Das letzte Mal mit Brenna Yovanoff?
Ich bin noch unentschlossen. Ich fand das Buch nicht schlecht, würde ihr also definitiv noch mal eine Chance geben. Wenn ihr kommender Roman The Space Between (VÖ: Nov 2011) genauso kryptisch ist, war es das aber mit uns.

The Space Between

Buchcover umtauschen?
Nein, ich mag mein toll silberfolienglänzendes Hardcover unheimlich gern. Die deutsche Ausgabe haben sie typografisch ein wenig versaut und sie glänzt auch nicht so schön. Von der UK-Ausgabe mit männlichem Model will ich gar nicht erst anfangen (obwohl sie Mackie ziemlich gut getroffen haben).

Schweigt still die Nacht The Replacement
Deutsches (links) und britisches (rechts) Cover