A review by bookishyvonne
Die Nickel Boys by Colson Whitehead

challenging dark emotional reflective sad tense medium-paced
  • Plot- or character-driven? Plot
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? It's complicated

5.0

Colson Whitehead schafft es mit “Die Nickel Boys” so viel Wut, Fassungslosigkeit und Verzweiflung zu vermitteln und hervorzurufen. Die ganze Zeit über war ich beim Lesen angespannt gewesen, denn uff. Was für ein heftiges Buch.
⚠️ [CN: anti-Schwarzer Rassismus, Blut, Folter, Gewalt, N-Wort, Mord, Sexismus, sexualisierte Gewalt]

Der Großteil von “Die Nickel Boys” spielt in Florida in den sechziger Jahren, als Menschen noch nach ihrer “Rasse” getrennt wurden. Der 16-jährige Elwood ist ein großer Fan von M.L. King und freut sich darauf aufs College zu gehen, insbesondere da die Chancen für ihn als Schwarzen Jungen schlecht stehen. Doch so kommt es leider nicht, denn Elwood hat sich per Anhalter auf dem Weg zum College gemacht, ohne zu wissen, dass er sich in einem gestohlenen Wagen befindet. Anstatt aufs College zu gehen, kommt er also in die Besserungsanstalt Nickel Academy.

Durch Elwood erleben wir mit, wie grausam es an der Nickel Academy zuging und wie viel besser die weißen Jungs behandelt wurden. Bessere Kleidung, bessere Bildung, besseres Essen. An solch einem rassistischen Ort, der die Jungs gar nicht wirklich “bessert”, haben es die Schwarzen Jungs noch schwerer.

Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich erstmal nur vor mich hingestarrt und musste tief ein- und ausatmen. Ich war einfach so sprachlos und wütend. Gleichzeitig wusste ich gar nicht, wohin mit meinen Emotionen. Das Schlimmste ist, dass es nicht einfach nur Fiktion war, denn die Geschichte wurde von wahren Begebenheiten inspiriert. Whitehead erzeugt ein unangenehmes Ohnmachtsgefühl durch das Porträtieren solch großer Ungerechtigkeit. Dabei ist der Schreibstil schon fast... distanziert und kühl? Doch genau das fand ich gut, weil ich nicht das Gefühl hatte, als ob die Traumata der Jungs glorifiziert oder romantisiert werden.

Es wird auch hin und wieder impliziert bzw. erwähnt, dass die Jungs sexualisierte Gewalt erleben, aber es wird nicht näher darauf eingegangen. Das ist aber auch nicht notwendig, denn die körperlichen Bestrafungen sind erschütternd genug.

Von meiner Seite aus: große Leseempfehlung an alle, die mehr zur Schwarzen Geschichte in den USA lesen und/oder generell sich mit Rassismus beschäftigen möchten. Das Einzige, was mich an der deutschen Übersetzung gestört hat, war, dass “Schwarz” kleingeschrieben wurde. Ja, die Selbstbezeichnung ist relativ neu, aber die Großschreibung hätte gezeigt, dass es sich nicht lediglich um die Hautfarbe handelt, sondern um die soziale Positionierung und wie andere Schwarze Menschen wahrnehmen.

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