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Dieses Buch enthält die typischen Elemente, die einen Roman von Ian McDonald ausmachen, jedoch in abgemilderter Dosis und leichter verträglich für den vielleicht nicht ganz so intellektuell ambitionierten Leser. So ist man auch beim Lesen dieses Buches des Öfteren in der Versuchung, einen Finger als provisorisches Lesezeichen zu Personenverzeichnis und Glossar zu stecken, um das permanente Hin- und Her-Blättern zu beschleunigen, das aufgrund der Vielzahl an Protagonisten mit verzwickten Verwandtschaftsverhältnissen sowie der Verwendung fremdsprachlicher Bezeichnungen für eben diese Verwandtschaftsverhältnisse nötig wird.
Ein Science-Fiction-Setting, aber kein Science-Fiction-Thema, das die Handlung vorantreibt. Das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Eine Gesellschaft auf dem Mond der Zukunft, Schmelztiegel unterschiedlicher irdischer Kulturen. Vor diesem Hintergrund spielt sich eine Familiensaga über konkurrierende kapitalistische Clans ab, Heliumförderung auf dem Mond ersetzt die Weingüter in FALCON CREST oder das Öl-Business in DALLAS. Familien-Soap im All, mal was anderes. Dummerweise interessieren mich Familien-Soaps nicht sonderlich.
Die Handlung plätschert länger vor sich hin, die Fäden laufen in regelmäßigen Abständen zusammen, wenn der Clan mal wieder eine Familienparty schmeißt, zu dem sich die meisten Protagonisten zusammenfinden (und der Lesezeichen-Finger wieder ins Personenverzeichnis gesteckt wird).
Am Schluss gewinnt die Handlung enorm an Tempo und Dramatik. Die Fäden, die in der Fortsetzung wieder aufgenommen werden, sind geschickt gelegt, so dass man nicht umhin kommt, auch den Folgeband auf die To-Read-Liste zu setzen.