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paperlove 's review for:

Seelenspiel by Tarryn Fisher
2.0

TW: Vergewaltigung, Entführung, Krebs

Das Buch habe ich spontan in meiner Onleihe ausgeliehen, weil ich schon mehrmals um den Titel herumgeschlichen bin. Von Tarryn Fisher habe ich bisher erst ein Buch in Zusammenarbeit mit CoHo gelesen, das mich nicht vollends überzeugen konnte.

Hier war der Einstieg noch sehr vielversprechend, auch wenn die Idee mit entführten Personen, die in einer abgeschiedenen Hütte eingeschlossen werden, nicht ganz neu ist. Ich hatte deshalb eigentlich einen spannenden Thriller erwartet, der sich mit ebendiesen Begebenheiten auseinandersetzt, doch im weiteren Verlauf geht es vielmehr um die Vergangenheit der Protagonisten, die viele Schicksalsschläge mitmachen musste. Und ehrlicherweise ist genau das mein Hauptkritikpunkt: Es waren einfach zu viele verschiedene Themen, denen die Autorin meiner Meinung nach nicht gerecht geworden ist. Statt sich auf
Spoilerpsychische Instabilität und PTSD infolge einer Vergewaltigung
zu fokussieren, pfeffert Fisher irgendwann noch halbherzig das Thema
SpoilerBrustkrebs
mit rein, wobei ich aufgrund der Masse der Themen den Anschein hatte, dass sie einem Dramaeffekt dienen sollten und die Autorin nicht die notwendige Sensibilität in der Ausarbeitung dieser doch sehr wichtigen Themen aufgebracht hat.
Die Geschichte verliert irgendwann ihren roten Faden und Fishers sehr simpler und wenig überzeugender Schreibstil hat nicht gerade dazu geführt, dass die Verwirrung auf meiner Seite kleiner geworden ist.

Bis zuletzt hatte ich gehofft, dass die vielen losen Fäden am Ende wenigstens zu einem grossen Ganzen führen würden, das bei mir ein "Aha-"Effekt auslöst - aber das blieb (wie auch schon bei ihrem Buch mit CoHo) leider aus, sodass mich die Auflösung am Ende ziemlich unbefriedigt und mit einigen Fragezeichen zurückgelassen hat. Die Geschichte hätte auch mit weniger Themen gut, wenn nicht sogar besser funktioniert. Für mich hat die Autorin sich zu wenig mit den einzelnen Themen auseinandergesetzt, denn sie vermischt Symptome verschiedener psychischer Erkrankungen, als hätte sie der Protagonistin einfach alles angedichtet, das sie mal irgendwo gehört oder gelesen hat.
Ich arbeite ja ausserdem im psychoonkologischen Bereich mit Krebserkrankten und mir sind die Haare zu Berge gestanden, als die Autorin eine Szene schildert,
Spoilerin der die Protagonistin auf dem OP-Tisch(!) entscheidet, dass sie keine Brustrekonstruktion will und der zuständige plastische Chirurg dies ohne zu hinterfragen hinnimmt und dann aus dem OP verschwindet.
So läuft das nicht mal annähernd in der Realität.

Ich könnte noch etliche dieser Beispiele anführen. Aber ich denke, diese Auswahl reicht aus, um meinen Kritikpunkt klarzumachen, dass Fisher einfach schludrig oder zu wenig recherchiert hat.

Das Buch muss man nicht gelesen haben.