A review by missbookiverse
Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut by Anne Brauner, Tessa Gratton

3.0

Lang und breit
Das Beste an Blood Magic findet sich schon im Titel wieder. Tessa Gratton verbindet in ihrer Welt Blut und Magie untrennbar miteinander. Ein Tropfen Blut kann wahre Wunder bewirken, aber manche Zauber verlangen ein wenig mehr Treibstoff. Dieses kleine Selbstopfer hat die Magie in diesem Buch zu etwas Gefährlichem gemacht. Manchmal wurden mir die vielen tiefen Schnitte sogar zu eklig, aber die Idee hat mir gefallen und die Art der Zauber hat mich an klassische Hexen- und Voodoorituale erinnert. Besonders gut hat mir der liebevoll beschriebene Zauberkasten, den Nick von seiner Mutter geerbt hat, gefallen. Darin gibt es unzählige Zutaten, sorgsam verpackt, die ich mir gern mit eigenen Augen und Fingern angeschaut hätte.

Die Verstrickung, die alle Charaktere miteinander verbindet, war nicht allzu schwer zu entknoten, hat aber mein Interesse aufrecht erhalten und mich am Ende sogar an manchen Stellen überrascht. Wer Josephine ist, war mir relativ schnell klar, aber als mehr über Philipp enthüllt wurde, war ich doch erstaunt.

Am Schönsten hätte ich es gefunden, wenn die Geschichte sich ausschließlich auf Silla und ihren Bruder Reese konzentriert hätte. Die beiden haben gerade ihre Eltern verloren und man hätte die Geschichte wunderbar auf die beiden Geschwister minimieren können. Stattdessen taucht Tölpel Nick auf. Er bringt durch seine Mutter, die ihm als Kind die Blutmagie gezeigt hat, zwar eine interessante Note ins Spiel, aber die meiste Zeit ging er mir auf die Nerven. Vor allem wie er mit seiner Stiefmutter umgeht, die er Lilith (nach der Dämonenurmutter) nennt, fand ich unerhört. Mit seinen 16 Jahren führt sich auf wie ein pubertierender Rotzlöffel! Er führt lächerliche Streitgespräche mit ihr und behandelt sie von oben herab. Ich kann es verstehen, wenn man die neue Partnerin seines Vaters nicht leiden kann, aber sich ihr so gegenüber zu verhalten, war mir unsympathisch. „Lilith“ wird zwar auch nicht als Unschuldsengel dargestellt, aber diese stereotype böse Stiefmutterrolle fand ich eh blöd.
Silla war mir da schon viel lieber. Die Idee, dass sie sich für jeden Moment und jede Stimmung eine passende (gedachte) Maske zurechtlegt und aufsetzt, fand ich fantastisch. Die Masken waren nicht nur farbenfroh beschrieben, sie haben auch Sillas Gefühlswelt widergespiegelt. Ihren Bruder Reese mochte ich genauso gern. Schade, dass er so wenig Spielfläche bekommen hat.

Hörbucheindruck
Corinna Dorenkamp liest Silla. Von ihrer Stimme war ich sofort eingenommen. Sympathisch, stimmungsvoll und passend zu Sillas Rolle. Auch Hildegard Meier, die Josephines Parts vorträgt, konnte mich überzeugen. Erst fand ich den Übergang zwischen ihrer deutlich älteren Stimme und den beiden jüngeren etwas hart, aber das Alter passt zur Figur und Zeit aus der die Tagebucheinträge stammen. Martin Baltscheit liest die wenigen Stellen des Charakters Philipp. Auch seine Stimme und Lesung hat mir gut gefallen.
Mit diesen drei Lesern hätte ich das Hörbuch durchweg genießen können, aber der Vierte im Bunde – Patrick Mölleken, Stimme der zweiten Hauptfigur Nick – hat mir alles kaputt gemacht. Seine Stimmfarbe ist zwar angenehm, aber seine Betonung hat überhaupt nicht hingehauen. Jeder Satz klang unnatürlich und als wenn er sich bemüht in der Schule ordentlich aus einem Buch vorzulesen. Das hat mir Nick zusätzlich unsympathisch gemacht.

Kurz und knapp
Ein solider Teenieroman für alle, die mal wieder was über Zauberei und Magie in unserer Welt lesen möchten. Die weibliche Seite des Hörbuchs wird toll gelesen, während man bei Nicks Kapiteln vielleicht lieber zum gedruckten Werk wechseln sollte.