A review by pascalthehoff
Die Hauptstadt by Robert Menasse

challenging funny informative medium-paced
  • Plot- or character-driven? Plot
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? No

3.0

Die Hauptstadt wirkt erst, als wolle es die EU vorführen. Dann wird aber klar: Der Roman zelebriert das Konzept der Union und die postnationalen Potenziale, die sie hat. Er weiß aber auch um die vielen, teils absurden Hürden auf dem Weg dahin. Hürden, die in einer solch komplexen Organisation, verworren in National- und Individualinteressen, unvermeidbar sind.

Die Hauptstadt hätte locker 1.000 Seiten vollkleistern können; im Versuch, diese Komplexität abzudecken und dann doch daran zu scheitern. Stattdessen wählt der Roman den effizienteren Mittelweg eines Querschnitts aus persönlichen Perspektiven.

Tatsächlich ist die Hauptstadt deutlich Charakter-fokussierter als erwartet. So sehr, dass Politik und Europa mitunter fast völlig in den Hintergrund treten. Der Roman baut seine Figuren sehr lange, fast langwierig auf. Das Payoff dafür folgt im letzten Viertel, dem stärksten Teil der Geschichte in Sachen Gedanken zur EU.

Tonal ist das Geschriebene mit seinem aufdringlichen, aber intelligenten Humor etwas zurückhaltender und poetischer als die Känguru-Chroniken — gerade noch die Kurve gekriegt, aber die Assoziation liegt nahe!