A review by machinaheart
A Midsummer's Nightmare by Noah Stoffers

emotional slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? N/A
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? It's complicated

5.0

 vorneweg: dieses review ist besonders persönlich gefärbt – mehr als jedes review es sowieso ist- da ich mit noah stoffers befreundet bin. das heißt nicht, dass ich im folgenden sachen beschönige - reviews sind für lesende, nicht für autor*innen! – ich möchte es nur auf jeden fall erwähnt haben, so transparenzmäßig, quasi. (mehr geratsche zu mir und meiner „beziehung“ zum buch am ende des reviews.)

kurz: ein atmosphärisches mystery, bei dem sich studienalltag und theaterspiel mit spannenden begegnungen mit der anderswelt abwechseln.

puck's content notes finde ich übrigens besonders charmant! sie sind klar formuliert, bekommen aber durch das framing eine besondere note! (die nicht sein muss, manchmal passt sowas nicht, aber hier fand ich es schön gelöst.)

im detail:
figuren und deren beziehungen:

ari ist eine tolle hauptfigur, die einem durch das buch sehr nahe kommt (da es aus deyren perspektive geschrieben ist). dey ist nicht-binär und relativ frisch im college umfeld geoutet, daher gibt es einige reibungspunkte mit der umwelt, wobei die freund*innen sehr respektvoll mit ari umgehen. Ich konnte aris frust, ärger und trauer über das unverständnis oder den unwillen des umfelds nicht-binär sein zu respektieren sehr gut verstehen. ebenso wie auch die tatsache, dass dysphorie einfach schwierig ist, auch wenn das umfeld alles richtig macht. ari ist mal leichtsinnig vor ungeduld, mal verkopft beim studieren oder auf der bühne stehen und frustriert mit den geistern.

die anderen drei „hauptfiguren“ habe ich auch sehr ins herz geschlossen. ren ist ein wundervoller freund, sehr einfühlsam, geduldig und aufmerksam. rayna dagegen ist voller passion, für ihre studien, ihre freund*innen und das, was sie für richtig hält (sich dem klassismus und rassismus am college entgegenzustellen. jamie habe ich am meisten ins herz geschlossen. voller schalk und mit einer spitzbübischen ehrlichkeit, steckt einiges an tiefgang in ihm. auch die übernatürlichkeit der figuren macht es nochmal spannend. sie offenbart ganz andere seiten der figuren bzw. verstärkt manchmal bestehende “ charakterzüge“. alles in allem, offenbart sich nochmal eine andere dimension der figuren.

ansonsten strotzt das buch voller spannender nebenfiguren, die allesamt sehr unverwechselbar sind. meine liebsten sind ann (ihre liebe zum kostümdesign), charlie (jolly ruder!) und der hobby historiker lennox. Aber auch die lehrenden thorburn und kiani habe ich ins herz geschlossen. von den geistern ganz zu schweigen, es ist einfach viel los auf der kleinen insel.

freundschaft spielt eine große rolle im buch, sie ist ein schönes fundament und zeigt sich in vielen facetten. es ist existiert viel fürsorge unter den freund*innen, auch wenn diese sich in ganz unterschiedlichen ausprägungen zeigt. und auch wenn es – ganz natürlich! - zu konflikten oder frustrationen untereinander kommt, mochte ich sehr wie sich zusammengerauft und/oder ausgesprochen wurde. besonders gefiel mir, dass ich wirklich mitgefühlt habe bei diesen beziehungen untereinander und das jede einzelne sich auf ihre art besonders angefühlt hat.
(auch wenn es durch die POV natürlich mit ari immer am intensivsten war, konnte ich die dynamik zwischen ren und jamie oder auch jamie und rayna sehr gut nachempfinden.)

die romanze fiel für mich etwas flach, da ich an anderer stelle irgendwie „mehr“ spürte, als beim letztendlichen päarchen. aber es war dennoch ein sehr schönes beispiel für „aus freundschaft wird romantisches interesse“. zart und einfühlsam! gut gemacht, aber weniger mein ding (>ᴗ•) !

plot:
ein spannendes, wenn auch langsam voranschreitendes murder mystery, mit viel studentischem alltagsleben (wenn auch in der prüfungsphase) und der ein oder anderen theaterprobe.

atmosphere & setting:
st. hilma ist eine spannende insel, voller magie. das murray ist altehrwürdig voller langer, dunkler gänge und einer wunderschönen bibliothek. die fechthalle ist ein toller unterschlupf für ari und gleichzeitig interessanter probenplatz (und hat damit in dieser mischung eine ganz eigene magie!)

themen:
abschlussprüfungen; nicht-binär sein im alltag (dysphorie und euphorie); kritik an patriachat, an klassismus, am akademischem betrieb; queer sein; queere romanze; monstrosität als metapher für aufwachsen, selbstfindung und marginalisierung; theater spielen als ausprobieren und zur selbstfindung; masken aufnehmen und ablegen; ein mittsommernachtstraum für irrungen und wirrungen, zwischen feen- und anderswelt.

sprache und schreibstil:
genüsslich-gemächlich. sehr atmosphärisch beim beschreiben der dinge, ohne dass es mir zu zu blumig vorkam für aris beobachtungen. die dialoge lesen sich knackig und ich hatte nie das gefühl „so redet doch keine*r“ (oder nur so geringfügig, dass ichs vergessen hab, auch gut dann!)
auch wenn ich gelernt habe, dass das wort liebkosen oder kosen … mich irgendwie an-ickt. wusste ich auch nicht, man lernt nie aus!

ich mag sehr, sehr gerne wie noah stoffers schreibt. ich bekomme durch sieren beschreibungen ein sehr genaues gefühl für die figuren. charakterzüge und „vibe“ kommen klar rüber, auch wenn ich vielleicht nicht weiß welche augenfarbe alle im einzelnen haben. wenn es um das setting allgemein und einzelne schauplätze geht, empfinde ich es als genauso. einzelne details werden hervorgehoben und der stil vermittelt die stimmung und gefühlslage von figuren und umfeld.

offene fragen:
ja, und zwar so einige! aber ohne, dass ich am ende unzufrieden mit dem buch bin. ganz im gegenteil! das hauptmysterium wurde zufriedenstellend aufgeklärt. es gibt sehr viel, was ich über die welt und auch st. hilma und das murray noch wissen möchte! Es gab so viele spannende „kleinigkeiten“ zu denen man fast einen eigenen roman schreiben könnte und natürlich interessiert mich das „hintertürchen für ein etwaiges sequel“ brennend. aber na ja, wer ist nicht der lieblingsfigur immer besonders zugeneigt? I play favourites, for sure!

cover:
schwarz mit goldfolie UND einem anatomischen herzen? und dann auch noch ein schädel? gekauft!
besonders mag ich, dass der buchrücken aussieht wie der eines alten, gebundenen buches, unerwartet und deswegen besonders toll! (vor allem weil geknickte goldfolie einfach nicht schön aussieht ist das ein super und so passender design kniff. wenn man – wie ich – den buchrücken beim lesen knickt, nicht mit absicht, aber ich bin nicht vorsichtig beim lesen, ist das perfekt!)

zu meiner besonders persönlichen beziehung zu diesem buch:
reviews sind nie objektiv, aber dieses ist zwar ehrlich und nicht für noah, sondern für leser*innen geschrieben, aber ich wollte dennoch meine freundschaft mit noah klar bennenen. außerdem gibt es da ein paar dinge, die als inspiration für dieses buch dienten, die in einer gemeinsamen rollenspielrunde entstanden sind. vieles am buch ist einfach catnip für mich, im besonderen habe ich eine ganz persönliche bindung zur geschichte und einigen details darin.
(ich bin sicher, dass nur ich beim ruderclub immer wieder ins kichern kam, oder ich bestimmt als einzige bei der benennung des gruppenchats dezent ausgerastet bin ( ᴗ͈ˬᴗ͈)ഒ)

die fünf sterne sind natürlich auch subjektiv (duh, alle reviews sind das).
fünf sterne bedeuten für mich: es ist für mich so gut wie ein 4 sterne buch (d.h. sehr gut!), aber mit dem gewissen etwas. dem sahnehäubchen, das die geschichte für mich besonders macht und ich vermute stark, dass sie lange in meinem kopf bleiben wird.