A review by sheenamy
Eine Frage der Chemie by Bonnie Garmus

2.0

Das Lob für Garmus' Debütroman ist vielfältig. Umwerfend, blitzgescheit, anrührend, ein Buch mit Witz und Tiefgang. Nachvollziehen konnte ich das allerdings nicht.
Es ist ein Buch mit lauter schwierigen Themen, die oft lieblos eingestreut werden: Vernachlässigung, verpasste Chancen, Sexismus, sexueller Missbrauch, psychischer Grausamkeit, Vergewaltigung und Tod, immer wieder Tod.
Die Hauptcharaktere wirken mitunter wie lieblose Karikaturen. Trotz eines Lebens, das ihnen nur Steine in den Weg legt, trotz ihrer zerrütteten Elternhäuser schaffen sie es mit unbeirrtem Selbstbewusstsein, akademischer Brillanz und einer guten Portion Eigenwilligkeit irgendwie weiterzumachen. Woher sie all das nehmen bleibt ungeklärt.
Während wir in die Gedankengänge jedes Nebencharakters eingebunden werden - eine Sache, die mich mehr als nur etwas irritiert hat - bleibt die Lebenswelt von Elizabeth Zott seltsam schlecht greifbar.
Mitunter liest sich das Buch mit den vielen Perpektivwechseln und erheblichen Zeitsprünge mehr wie eine Collage, ein Bewusstseinsstrom als ein Roman.
Und wie es für einen Roman mit einer Karikatur als Hauptfigur gehört, endet es ist einem fast frustrierenden deus ex machina.
Garmus' Roman schien mir - und das mag hinsichtlich der Protagonisten Absicht gewesen sein - vor allem unangepasst. Nur macht ihn das eben nicht gut.