A review by missbookiverse
Die Mitte der Welt by Andreas Steinhöfel

4.0

Ein Buch, das wirklich gut altert. Schon als Teenager hat es mich begeistern können, aber auch heute finde ich es noch wunderschön aufgrund seiner zeitlosen Sprache, der magischen Atmosphäre von Visible und den liebevollen Figuren, die definitiv ihre spitzen Ecken und scharfen Kanten haben.

Das einzige, was mich ein bisschen gestört hat und was mir früher nicht auffiel, sind eine Handvoll problematischer Szenen, die einfach präsentiert werden, mit deren Problematik sich aber nicht weiter auseinandergesetzt wird. Zum einen die Szene mit Annie Glösser:
SpoilerDie Erwachsene Annie, als geistig beeinträchtigt vorgestellt, animiert den kleinen Phil dazu, sich vor ihren Augen in der Privatsphäre ihres eigenen Zuhauses am Geschlechtsteil herumzuspielen während sie ihm erotische Fotografien von Frauen zeigt. Die Szene hat nichts Bedrohliches, ist eher ulkig, und Phil scheint sich nicht von ihr verstört zu fühlen. Trotzdem finde ich es bedenklich, dass nie irgendjemand mal in Frage stellt, wie unangebracht die Situation war und dass Phil davor geschützt hätte werden müssen.
Zum anderen die Szene über Phils erstes Mal:
SpoilerNicht nur, dass das ganze von seiner Mutter und seinem Onkel eingefädelt wurde, das ist ja schon irgendwie unangenehm, es ist auch die Rede von einem griechischen Jungen etwa in Phils Alter. Wir erfahren nie genau, wo der Junge herkommt und wer er ist. Wurde er "für seine Dienste" bezahlt? Ist er ein Kinderprostituierter? Und wenn ja, wie können Glass und Gable so etwas unterstützen?? Auch hier stellt Phil selbst rückblickend nie die Situation und ihre Umstände in Frage.