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A review by tinido
Dialektik des Sehens: Walter Benjamin und das Passagen-Werk by Susan Buck-Morss
challenging
informative
reflective
slow-paced
4.0
Obwohl das Buch aus einem akademischen Kontext kommt, ist es auch für Leute mit solider kultureller Bildung ziemlich gut lesbar. Man muss noch nicht mal sehr viel über Walter Benjamin wissen. Es hilft aber, wenigstens den Kunstwerk-Aufsatz von ihm gelesen zu haben oder die Berliner Kindheit um 1900.
Buck-Morss versucht, glaube ich, drei Ziele zu verbinden: Zum einen ist ihr Buch ein philosophische Argumentation, dass Walter Benjamin als Philosoph gelesen und interpretiert werden muss, nicht als philosophierender Literat / Schriftsteller bzw. Vorläufer eines im Prinzip ästhetisierenden, politisch irrelevanten Dekonstruktivismus, der ihn selbst als marxistischen politischen Philosophen entschärft. Zweitens ist ihr Buch selbst so eine philosophische Interpretation seiner politisch-theologischen Philosophie (Buck-Morss nimmt den messianisch-theologischen Komplex bei Benjamin sehr ernst und versteht ihn nicht als irgendwie metaphorisch oder literarisch.). Und drittens ist das eine Art Einführung ins dialektische Sehen mit und nach Benjamin für die Lesenden selbst.
Aus dieser Tripel-Struktur ergeben sich auch, habe ich den Eindruck, die Redundanzen, die vor allem im Mittelteil das Buch ein bissle aufblähen. An anderen Stellen ist die Redundanz wirklich hilfreich, weil man gerade als lesende Person, die das Buch einfach von a nach b liest, nicht immer alles präsent hat, was man vor ein paar Tagen gelesen hat. Richtig super ist der Schlussteil, wo Buck-Morss dialektische Bilder aus dem Passagen-Werk in die Gegenwart (also hier die späten 80er, auch schon ewig her) spiegelt. Man wird dazu animiert, dass jetzt zum vierten Mal in die eigene Gegenwart zu Übertagen. Und man sieht das Alte im Hype ums Neue.
Für Benjamin-Interessierte absolut empfehlenswertes Buch. Für Kulturwissenschaftler*innen und Philosoph*innen auch.
Buck-Morss versucht, glaube ich, drei Ziele zu verbinden: Zum einen ist ihr Buch ein philosophische Argumentation, dass Walter Benjamin als Philosoph gelesen und interpretiert werden muss, nicht als philosophierender Literat / Schriftsteller bzw. Vorläufer eines im Prinzip ästhetisierenden, politisch irrelevanten Dekonstruktivismus, der ihn selbst als marxistischen politischen Philosophen entschärft. Zweitens ist ihr Buch selbst so eine philosophische Interpretation seiner politisch-theologischen Philosophie (Buck-Morss nimmt den messianisch-theologischen Komplex bei Benjamin sehr ernst und versteht ihn nicht als irgendwie metaphorisch oder literarisch.). Und drittens ist das eine Art Einführung ins dialektische Sehen mit und nach Benjamin für die Lesenden selbst.
Aus dieser Tripel-Struktur ergeben sich auch, habe ich den Eindruck, die Redundanzen, die vor allem im Mittelteil das Buch ein bissle aufblähen. An anderen Stellen ist die Redundanz wirklich hilfreich, weil man gerade als lesende Person, die das Buch einfach von a nach b liest, nicht immer alles präsent hat, was man vor ein paar Tagen gelesen hat. Richtig super ist der Schlussteil, wo Buck-Morss dialektische Bilder aus dem Passagen-Werk in die Gegenwart (also hier die späten 80er, auch schon ewig her) spiegelt. Man wird dazu animiert, dass jetzt zum vierten Mal in die eigene Gegenwart zu Übertagen. Und man sieht das Alte im Hype ums Neue.
Für Benjamin-Interessierte absolut empfehlenswertes Buch. Für Kulturwissenschaftler*innen und Philosoph*innen auch.