A review by sbbarnes
Draußen vor der Tür by Wolfgang Borchert

3.0

Draußen vor der Tür ist, wie sich denken lässt, keine besonders aufbauende Lektüre. Das Theaterstück folgt Beckmann, der sich zu Anfang in der Elbe ertränken will, und, nachdem selbst die ihn abgewiesen hat, sich von einer Reihe weiterer geschlossener Türen durch Hamburg schieben lässt bevor er sich doch noch ertränkt. Besonders einleuchten fand ich die Figur Gott, die zu Anfang irgendwie etwas spüren lässt im Zwiegespräch mit dem Tod - Gott ist verlassen, Tod ist der neue Gott, etc. Doch gegen Ende begegnet Gott Beckmann, und man stellt fest: Gott hat Beckmann verlassen, und versinkt in Selbstmitleid obwohl er eigentlich helfen soll.

Das Thema des verlassenen Deutschen in der Nachkriegszeit ist in allen weiteren Kurzgeschichten auch das Hauptthema. Und viele davon sind auch sehr bewegend. Das Brot ist ein gutes Beispiel, kurz, prägnant und tragisch. Ebenso die Kurzgeschichte, in der es um Dienstage geht.

Aber um ehrlich zu sein - als Nachfahrin deutscher Juden kann man nur so viel Trauer und Mitleid für den Nachkriegsdeutschen aufbringen, wenn er komplett in seinem eigenen Elend versinkt und nicht wirklich daran denkt, wie viel Schaden er angerichtet hat. Beckmann in Draußen vor der Tür ist da noch erträglich, denn er wird auch von Schuld geplagt und es gibt für ihn kein Entkommen aus der Schuld. Viele weitere der Kurzgeschichten jedoch klagen nur die deutsche Gesamtgesellschaft an, die Nachkriegstraumata der Soldaten zu ignorieren und denken überhaupt nicht an die Verbrechen.