A review by andrea_95
Todesmarsch by Stephen King, Richard Bachman

challenging dark sad tense fast-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? N/A
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? No

5.0

Mein absolutes Lieblingsbuch von Stephen King. Auch beim dritten Mal lesen ist dieses Buch immer noch absolut fesselnd und mitreißend, die Charaktere ziehen einen von Anfang an direkt in die Story.

Ich habe schon viele Bücher im Battle Royale Stil gelesen, aber was mich an Todesmarsch immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass sich ieder Teilnehmer am Langen Marsch, 100 Jungs unter 18, komplett freiwillig gefunden haben. Mehr noch, dadurch dass es eine Warteliste gibt, um mögliche Ausfälle auazugleichen, haben sich insgesamt sogar 200 Jungen dafür gefunden. Anders als in anderen Geschichten, wissen alle 200 dieser Jungen genau worauf sie sich einlassen und kennen die Regeln des Marsches genau, sie wissen, dass 99 der Teilnehmer sterben werden, und dennoch sind sie alle freiwillig dort. King macht nur Andeutungen auf die Welt und die Gesellschaft, die so etwas hervor bringt, da der ganze Plot sich lediglich auf dem Marsch der Jungen abspielt, dennoch denke ich, dass es viel dazu zu sagen gibt. Das militärische und diktatorische Regime des Majors veranstaltet den Langen Marsch jährlich und der Gewinner bekommt als Preis, abgesehen von einem Preisgeld, alles was er sich wünscht. Kritik am Regime sowie am Marsch sind verboten, da man ansonsten vom Militär hingerichtet wird, und mehr als 200 Jungen jährlich leben wohl in einer Welt, in der sie die Chance des Marsches lieber ergreifen, als es nicht zu tun. Mehr als 200 Jungen pro Jahr die lieber sterben als weiter zu leben.

Wie immer bei King's Büchern, sind die Charaktere und die Art, wie sie geschrieben sind, ein absolutes Highlight. Sowohl Ray Garraty als auch Peter McVries und Stebbins geben einem genug Stoff um gründlich nachzudenken.
Garraty hat auf dem Marsch nicht nur mit der physischen und psychischen Belastung des Gehens zu kämpfen, sondern auch mit seiner unterdrückten Homosexualität. King geht nicht weiter darauf ein, wie die Gesellschaft in der Garraty lebt, zu Homosexualität steht, aber die extreme Reaktion von Garraty's Mutter als sie ihn mit Jimmy Owens erwischt hat, sowie Garraty's komplettes Unterdrücken und Leugnen seiner Neigung, lässt darauf schließen, dass es wohl entweder nicht gerne gesehen wenn nicht sogar verboten ist.
 
Garraty's Freundschaft zu McVries ist von Beginn an extrem intensiv und geht so weit, dass die beiden sich mehr als einmal gegenseitig retten, als es schlecht für sie aussieht, obwohl das, in der Natur des Marsches, natürlich schlecht für beide ist. Jedes Mal, wenn Garraty kurz davor steht, die Fassung zu verlieren, ist McVries für ihn da und lenkt ihn mit geschickten Fragen oder Geschichten zurück auf die richtige Bahn. Selbst in dem Augenblick, in dem McVries entscheidet, sich hinzusetzen und zu sterben, versucht Garraty nichz nur alles, um ihn zu retten, sondern bittet sogar darum, dass die Soldaten ihn an McVries' Stelle erschießen. Obwohl Garraty selbst sagt, dass er keine Tränen mehr in sich hat um um McVries zu weinen, ist dies dennoch Garraty's dramatischste Reaktion auf den Tod eines seiner Freunde und die Tatsache, dass er darum gefleht hat, sein Leben für McVries' eintauschen zu dürfen, obwohl er so lange durchgehalten hat, sind sehr bezeichnend für die Tiefe seiner Gefühle für McVries.

McVries selbst hat eine sehr zynische Seite und fühlt sich wegen seiner Vergangenheit oft schuldig, was ihn masochistisch hat werden lassen, wenn es um seine eigenen Gefühle geht. Baker zieht den Schluss, dass jedes Mal wenn McVries gemein wird, er es darauf anlegt, selbst im Gegenzug verletzt zu werden. Garraty selbst versteht das erst, als es ihm erklärt wird, und kann sich zuerst keinen Reim auf McVries' Verhalten machen.

McVries' Gefühle scheinen von Anfang an über Freundschaft hinaus zu gehen was Garraty betrifft. Er flirtet sehr früh mit ihm, seine Blicke zu Garraty und die Art wie er mit spricht, werden oft als "zärtlich" beschrieben, seine Stimme oft als "sanft". Während Garraty immer wieder mit seinen Gefühlen zu kämpfen hat, scheint McVries extrem schamlos zu sein, entweder weil er einer der ersten ist, denen klar wird, dass er ohnehin sterben wird und es zu dem Zeitpunkt sowieso nichts mehr ausmacht oder weil er einfach selbstbewusster ist, wird nie ganz deutlich.

Sowohl McVries als auch Stebbins später merken durch ihre Interaktionen und Konversationen mit Garraty, dass dieser unterdrückte homosexuelle Gefühle hat und Probleme mit seiner Mutter. Garraty selbst braucht als unreliable narrator ziemlich lange, bis ihm beides klar wird, wobei er selbst ersteres bis zum Schluss nie bestätigt.

Für Stebbins läuft der eigentliche Kampf gegen seine Mitspieler in seinem Kopf ab. Er spielt mit den anderen, die es wagen mit ihm zu sprechen, auf psychische Weise, bringt sie auf Gedanken und zu Schlussfolgerungen, die sie gar nicht haben wollen. Desweiteren sieht er die längste Zeit aus, als habe er keine Probleme mit dem Gehen, was für die anderen Geher natürlich auch eine psychische Belastung darstellt. Stebbins sagt von sich selbst, er wäre wie die Kaninchen, denen Hunde bei Hunderennen hinterher jagen, nur da, um die anderen anzutreiben, und in gewisser Weise, hat er damit sogar Recht. Doch selbst Stebbins, der sich so sicher war, dass er gewinnen würde, muss am Ende feststellen, dass der Marsch keine Gewinner außer dem Major hat.


Wie immer werde ich noch lange über diese Jungen nachdenken nachdem ich das Buch wieder auf seinen Platz im Regal gestellt habe. Niemand schreibt Charaktere so, wie Stephen King.

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