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A review by travelartandbookblogger
Alte Sorten by Ewald Arenz
4.0
Alte Sorten von Ewald Arenz ist ein Roman, der zwei Leben porträtiert. Liss ist eine erwachsene Frau, die alleine einen Hof bewirtschaftet, mit Kartoffeln, mit Bienen, Trauben, Birnen. Wie sie das alles ohne Hilfe bewerkstelligt, darauf gibt das Buch keine Antwort. Sally ist 17, aus einer Klinik geflohen; sie findet Unterschlupf bei Liss.
Interessant und spannend, wie die beiden Perspektiven sich abwechseln, und wie man von Kapitel zu Kapitel die Schutzpanzer der beiden abschabt, bis schließlich alle Geheimnisse der Vergangenheit auf dem Tisch liegen. Es war ein super schönes Leseerlebnis dabei zu sein, wie die beiden Frauen sich annähern, sich öffnen, sich wichtig werden.
Womit der Roman überzeugt ist vor allem die Sprache: „Sie beobachtete gerne die Leute, die auf den Friedhof gingen. Wenn man hierherkam, war alles klar. Auf beiden Seiten. Die einen waren tot. Die anderen kamen zu Besuch. Man konnte sich nicht mehr missverstehen.“ oder „Liss hatte Wörter in der Brust und im Hals; zu viele, die sich aneinander vorbeidrängen wollten, jedes wollte vorne sein, und sie blockierten sich so alle gegenseitig.“ Aber auch die entschleunigende, wohltuende Idylle in der Natur, das Grundstück, der Garten, die unberührten Früchte, das autarke Leben - so viel Freiheit, Schönheit, Gesundheit.
Doch all das ist nur Fassade, Trugbild: was sich als frauenfeindliches Patriarchat zunächst leise durch die strikte Trennung der Geschlechter in den Sitzbänken der katholischen Kirche ankündigt, mündet in lebenslange Unterdrückung durch den eigenen Vater, welche nahtlos übergeht in eine verursachte Unmündigkeit durch den gewalttätigen Ehemann. Wird auf die Katastrophe ein Happy End folgen?
Was dem Roman auf jeden Fall fehlt, ist eine Triggerwarnung: ich würde es beispielsweise niemandem empfehlen, der große psychische Probleme hat oder sich ritzt - man könnte sich durch die bewusst eingesetzten Provokationen des Autors nicht ernstgenommen fühlen.
Interessant und spannend, wie die beiden Perspektiven sich abwechseln, und wie man von Kapitel zu Kapitel die Schutzpanzer der beiden abschabt, bis schließlich alle Geheimnisse der Vergangenheit auf dem Tisch liegen. Es war ein super schönes Leseerlebnis dabei zu sein, wie die beiden Frauen sich annähern, sich öffnen, sich wichtig werden.
Womit der Roman überzeugt ist vor allem die Sprache: „Sie beobachtete gerne die Leute, die auf den Friedhof gingen. Wenn man hierherkam, war alles klar. Auf beiden Seiten. Die einen waren tot. Die anderen kamen zu Besuch. Man konnte sich nicht mehr missverstehen.“ oder „Liss hatte Wörter in der Brust und im Hals; zu viele, die sich aneinander vorbeidrängen wollten, jedes wollte vorne sein, und sie blockierten sich so alle gegenseitig.“ Aber auch die entschleunigende, wohltuende Idylle in der Natur, das Grundstück, der Garten, die unberührten Früchte, das autarke Leben - so viel Freiheit, Schönheit, Gesundheit.
Doch all das ist nur Fassade, Trugbild: was sich als frauenfeindliches Patriarchat zunächst leise durch die strikte Trennung der Geschlechter in den Sitzbänken der katholischen Kirche ankündigt, mündet in lebenslange Unterdrückung durch den eigenen Vater, welche nahtlos übergeht in eine verursachte Unmündigkeit durch den gewalttätigen Ehemann. Wird auf die Katastrophe ein Happy End folgen?
Was dem Roman auf jeden Fall fehlt, ist eine Triggerwarnung: ich würde es beispielsweise niemandem empfehlen, der große psychische Probleme hat oder sich ritzt - man könnte sich durch die bewusst eingesetzten Provokationen des Autors nicht ernstgenommen fühlen.