A review by vespertineonly
Transit by Anna Seghers

Seidler/Weidel treibt dahin in den Wirren der Flüchtlinge, die vom Ende der Alten Welt in die neue emigrieren wollen. Weniger durch seine eigene Entscheidung, als durch Fügung wird er zu dem toten Schriftsteller Weidel und findet in dessen vermeintlicher Witwe eine Frau, für die er sich einsetzt, für sie gegen ihren derzeitigen Freund und ihren toten Ehemann kämpft, nur um sie am Ende sang und klanglos ziehen zu lassen.
Der Roman wie auch die Figur Seidler scheinen verloren, stetig auf der Suche ohne ein Ziel vor Augen zu haben und erst nach unzähligen Märschen auf Ämter, Unterredungen mit Konsulatsbeamten, flüchtigen Bekanntschaften mit anderen Flüchtlingen muss er erkennen, dass er am Ende seines Weges angekommen ist. Unfähig ein eigene Leben zu leben, stürzt er sich in die Angelegenheiten anderer und wird schließlich zu Weidel. Seidler/Weidel bleibt in Marseilles und wird einer jener, die immer bestehen werden, egal was in der Welt geschieht; Seine Reise ist zu Ende, was um ihn herum geschieht, ist für ihn irrelevant.

Hoffnungslosigkeit, ziellose Suche, aberwitzige bürokratische Verwicklungen und flüchtige Bekanntschaften, die einen Querschnitt der Gesellschaft zeigen, zeichnen diesen Roman aus, der trotz fehlender Erzählungen über Schrecken, Lager, Tod und Hunger wie in unzähligen anderen Romanen über den Zweiten Weltkrieg in Europa, den inneren Tod der Menschen klar und schonungslos beschreibt-