A review by corallig
Kleine Stadt der großen Träume by Fredrik Backman

5.0

"Doch das stimmt nicht ganz, denn sie begreift lediglich die Trainingsabläufe nicht, aber die Spiele an sich findet sie absolut logisch. Das Adrenalin, die Gier, die manchmal an Panik grenzt, und die Art, wie sich die Spieler in den Abgrund stürzen, um entweder über ihn hinwegzuschweben oder von ihm
verschluckt zu werden, das alles begreift Mira sehr wohl. Sie erlebt es täglich selbst im Gerichtssaal und in den Verhandlungsräumen.
Die Justiz ist nur eine andere Art Spiel mit anderen Regeln, aber entweder ist man ein Wettkampftyp oder eben nicht. In Björnstadt sagt man dazu: »Einige haben den Bären in sich.« [...] Sie versteht deren Liebe zum Kampf und teilt sie auch. Denn sie weiß genau, dass ein sonderbarer Nebeneffekt des Strebens nach eigenem Erfolg darin besteht, dass man nie ganz aufhört zu kämpfen."

"Eine lange Ehe zu führen ist kompliziert. Und zwar so kompliziert, dass sich die meisten langjährig Verheirateten mitunter fragen: »Bleibe ich eigentlich mit meinem Partner verheiratet, weil ich ihn liebe, oder nur, weil ich es nicht zulassen will, dass mich nach ihm noch ein anderer so gut kennenlernt?«"

"Aber Gedanken zählen nicht. Zwanzig Jahre sind eine zu lange Zeit, um mühelos wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Sollte er ihn um Entschuldigung bitten? Aber wofür? Und wie?"

"Aber man bleibt schneller isoliert, als man denkt, und die Tage fließen ineinander, wenn man mehr nach innen als nach außen gewandtlebt."

"Fast alle Diskussionen über menschliche Verhaltensweisen landen früher oder später bei der Natur des Menschen. Für Biologielehrer war es noch nie leicht, diese zu erklären: Einerseits hat unsere Art nur überlebt, weil wir uns zusammengetan haben, andererseits haben wir uns aber weiterentwickelt, weil die stärksten Individuen schon immer von den schwächeren profitierten. Letztendlich
bewegen wir uns also immer in einem Grenzbereich. Wie egoistisch dürfen wir sein? Inwiefern sind wir es einander schuldig, für den anderen einzustehen?"

"»Und warum willst du es jetzt plötzlich lernen?«
»Weil du es so liebst. Ich würde gern was von dem begreifen, was du liebst.«"

"»Ich habe zwar keine Kinder, David. Aber willst du meinen besten Rat an alle Eltern hören?«
»Ja.«
»>Ich lag falsch.< Diese Worte sind mitunter sehr nützlich.«"