A review by anna4
Der Vertraute by Leigh Bardugo

dark mysterious slow-paced
  • Plot- or character-driven? Plot
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? Yes
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.5

Für mein erstes Leigh Bardugo Buch war das eine leicht ernüchternde Erfahrung. Es war nicht schlecht, aber ich mache auch keine Begeisterungssprünge.

Ich hatte zwei große Probleme während des Lesens: 
  1. Die Charaktere, mit Ausnahme von Santángel, haben mir schlichtweg nichts gegeben. 
  2. Ich habe bis ca 60% (vielleicht sogar 65%) nicht wirklich verstanden bzw. herleiten können, was das Ziel ist. 

Luzia war unscheinbar und teilweise schon etwas anstrengend. Die einzige Momente, die sie als (Haupt-)Charakter interessant gemacht haben, waren die Gespräche mit Santángel. Vor allem zu Beginn. Er hat einen Nerv bei ihr getroffen, der sie quasi zum Leben erweckt hat. Sie war in jeglichem Sinne wie ausgewechselt: mutiger, schlagfertiger, weniger verängstigt. Aber ich kann nicht sagen, dass sie dadurch sympathischer geworden ist.

Interessant ist auch, dass alle wichtigen weiblichen Charaktere (Luzia, Hualit, Valentina) ihre eigene 180-Grad-Wandlung durchgemacht haben und wie das ihre Beziehung zueinander, als auch zu den Männern in der Geschichte verändert hat.
Auch wenn diese Wandlung eher plötzlich von einem Kapitel zum nächsten passiert ist.

Ein großes Problem für mich waren die verschiedenen POV. Wären wir strikt bei Luzia und Santángel Perspektiven geblieben, wäre vielleicht früher die eigentliche Handlung und das Ziel des Buches klar gewesen.
Denn so habe ich mich bis zum letzten Drittel gefragt, wessen Geschichte ich hier lese: Luzias Geschichte und ihr Aufstieg in der spanischen Gesellschaft? Santángels Geschichte und sein Streben nach Freiheit? Oder irgendwas dazwischen. 

Über was für einen Zeitraum sich das Buch erstreckt, wird auch nicht klar. Ich kann nur vermuten, dass es mehrere Wochen sind. Da fällt es mir auch schwer, die Liebesbeziehung der beiden als solch intensive Liebe abzukaufen, wie sie beschrieben wurde.

Ich kann die Vibes herauslesen, die versucht wurden zu vermitteln und ich weiß, dass viele das Buch mögen oder gar lieben werden, bzw. es auch schon tun. Mir hat es leider nichts gegeben, dafür fand ich es fast schon zu flach.

Die Handlung des Buches ist zu Beginn des Goldenen Zeitalters in Spanien angesetzt (17. Jahrhundert) und obwohl der historische Aspekt und die Problematik gut durchgekommen sind (ich hatte mir einige Interviews von Leigh Bardugo zu diesem Titel angeguckt), weiß ich nicht, ob die Handlung nicht hätte etwas intensiver sein können. Bis auf wenige gute Szenen und Momente, habe ich mich mehrmals erwischt, wie ich auf einen Höhepunkt in der Handlung gewartet habe, der nie kam. Man könnte sich auch streiten, ob das Ende nicht dieser Höhepunkt war, aber naja.

Auch wenn “Der Vertraute” nicht ganz das gewisse Etwas für mich geliefert hat, habe noch einige andere Leigh Bardugo Titel auf meiner Liste und werde diesen nichtsdestotrotz eine Chance geben. 

Vielen Dank an Knaur für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

Gelesen: Mai 2024